23. Etappe - Kranjska Gora-Trenta

23. Wandertag Kranjska Gora – Trenta

Der wohl erlebnisreichste Tag der bisherigen Wanderung
Und weil das so ist, werde ich wohl das eine oder andere vergessen, wenn ich jetzt kurz vor 22 Uhr die Tageszusammenfassung schreibe.
Wir sitzen bzw. liegen halb in den Betten unserer kleinen Hütte (maximal 3x 3 Meter im Grundriss und das schräge Dach beginnt am Boden). Das Schreiben ist etwas unbequem und aufrecht Stehen kann man nur im Türrahmen.
Frühstück gab es schon 7 Uhr und wir starteten sehr zeitig auf unsere Tour, ¼ Neun (8.15 Uhr für die Norddeutschen). Schönes Wetter, und ein wunderschöner Weg hinaus aus der Stadt. Und gleich kam auch schon das erste Highlight, der See Jasna (Der Klare). Bombastisch gelegener See, ringsum eine beeindruckende Bergkulisse, das Beste, was wir bisher hatten. Von hier ging es an der Pisnica entlang, ganz kurz an der Straße, dann weiter im Wald.
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Die schon recht hochstehende Sonne verdampfte das Wasser der Pricnica und so bildete sich Nebel über dem Fluss, meist nur leichte Dunstschleier, an manchen Stellen aber auch nebelartige Schwaden. Romantik pur, märchenhafte Motive, besonders wenn der Fluss in künstlichen und natürlichen Kaskaden zu Tale stürzte. Der Wanderweg war glatt bedeckt mit weißen Steinchen, man könnte denken ausgelegt. Es war ein äußerst bequemes Wandern. Wir fragten uns natürlich, wenn es denn endlich bergan gehen würde, da wir ja heute etliche Höhenmeter auf dem Plan hatten. So langsam begann der Weg anzusteigen, wenn die Prisnica zum Beispiel in die Tiefe stürzte.
Der Blick nach vorn, nach Hinten oder zur Seite wurde stets begrenzt von gewaltigen Bergen, die eine eindrucksvolle Kulisse um das schöne weiße Tal der Prisnica bildeten. Irgendwann bogen wir dann doch aus dem Tal ab und wanden uns wieder der Straße zu, und hier ging es dann auch aufwärts. Doch der Aufstieg war gut gehbar.
Nächste Sehenswürdigkeit war die russische Holzkirche, die Kriegsgefangene im ersten Weltkrieg errichtet hatten, genauso wie die Straße zum Pass. Oberhalb der Kirche verlief der Weg in einer Art Flussbett weiter, zumindest floss uns Wasser entgegen und wir wussten nicht so recht, ob wir auf dem Weg sind oder im Fluss. Dann hieß es Höhe machen im schattigen Wald aber auf echt bequemen Untergrund. Obwohl wir nicht weit von der Straße entfernt liefen, war der Verkehr aber nur zu merken, wenn wir die Straße querten (2-mal glaube ich) oder wir ein kurzes Stück auf Asphalt zurücklegten. Wir gingen zügig und überholten sogar zwei Fahrradfahrer (ohne E-Antrieb). Relativ entspannt, aber natürlich durstig und bereit für eine Mittagspause kamen wir in Vrsic auf dem Pass an. Toma gönnte sich einen leckeren Kuchen, ich löschte meinen Durst. Als eine Kellnerin zu einem Gast sagte, es würde in einer halben anfangen zu regnen, brachen wir auf. Vor dem Gewitter wollten wir zumindest vom Pass abgestiegen sein, am besten bis in den Wald. An der nächsten Hütte, schon auf dem Abstieg, es war keine halbe Stunde vergangen, fielen die ersten Tropfen.
Wir zogen unsere Regenkleidung an und waren bereit für den Regen. Der ließ nicht lange auf sich warten und in der Ferne grummelte es auch schon gewaltig. Die Wolken entluden sich, verschafften sich Erleichterung und wir wurden gut nass, liefen aber die Straße weiter bergab. Das Gewitter war schon ziemlich nah und es war dunkel wie bei einer totalen Sonnenfinsternis, tja die Sonne war auch weit und breit nicht zu sehen. Dafür war der Regen nun sintflutartig, der Wind peitschte uns die Wassermassen entgegen und letztendlich hagelte es auch noch. Die Motorradfahrer hatten sich unter Bäume verkrochen, die Autos fuhren nicht mehr, Sturzbäche liefen die Straße hinunter und bogen dann auf den Alpe-Adria Trail ab, an ein Laufen durch den Wald war in diesem Augenblick nicht zu denken. Als dann doch zu heftig hagelte, sahen wir eine Frau unter einem Baum (besser hinter einem Baum, denn der Regen kam seitlich von schräg oben und so war nur der Stamm ein Schutz) und gesellten uns zu ihr. Ein junge Frau aus Calgary, aus Kanada, die noch über den Pass wollte. Das Gewitter war jetzt auch fast direkt über uns und es krachte gewaltig. So ganz geheuer war es uns schon nicht. Zwei Blitze als parallele Lichtstrahlen gingen direkt vor uns nieder und augenblicklich folgte der ohrenbetäubende Knall des Donners. Auch den folgenden Blitzen folgte auf dem Fuße ein gewaltiger Donner, das Gewitter tobte sich direkt über uns aus. Nach einer Viertelstunde ließ der Regen dann etwas nach, es wurde ein wenig heller und nässer konnten wir eh nicht werden, also gingen wir weiter und wünschten der Kanadierin viel Glück (bis zur Hütte waren es vielleicht noch 10 Minuten zu gehen).
Ein Querweg führte uns weiter unten von der Straße zurück zum Adria Trail, den wir auch sofort an einer Markierung erkannten. Das Schlimmste war vorbei und so liefen wir zwar nass aber guten Mutes bergab. Die Sturzbäche hatten auf dem Waldboden auf dem Weg eine Spur ausgewaschen. Aber die Bäume standen alle noch. Da wir durch den Wald gingen und es von den Bäumen regnete, gingen wir bestimmt noch eine Stunde im Regen abwärts. Irgendwann regnete es zwar noch, aber der Himmel schien schon blau zu sein. Als wir aus dem Wald heraustraten, konnten wir uns davon überzeugen, dass der Regen aufgehört hatte und nur noch von den Bäumen das Wasser tropfte. Die Ausrüstung hatte sich im Wesentlichen bewährt. Tomas Schuhe waren ein wenig nass. Beide Rucksackcover hatten unten – unterhalb des Rucksacks, wo der Cover eine Art Sack bildete- Wasser angesammelt, sodass der Rucksackboden nass war. Der Abfluss mit dem Loch funktionierte nicht. Regenhose und Regenjacke haben ihre Funktionen erfüllt.
Etwa in Srednji Verch betraten wir das Tal der Soča. Der Abstieg war bisher ganz manierlich und nicht allzu steil gewesen, also gut begehbar.
Stichpunkte (Es ist spät und ich total müde):
• Entfernung stimmt nicht – Angaben Komoot und GPX Daten mit Realität (Realität – Messung mit Uhr und Zählen der Schritte) ist immer weiter als die Angabe im Buch oder in der Beschreibung
• Liefen am rechten Flussufer nicht auf der Straße
• Kurz bevor Campingplatz begann es erneut zu regnen.
• Ganze Hütte voller nasser Sachen, aber im Rucksack bei mir alles trocken in den Beuteln
• Ganz tolles Abendessen
• Aber alles andere als glamourös, also Glamping, wie von der Agentur versprochen
• Aber nette Gastgeber
• Jetzt Schluss, da Toma schlafen will 23.00 Uhr