Alpe - Adria -Trail

Trekking vom 26.06. bis 30.07.2023 auf dem Alpe-Adria-Trail


Eine 33-igtägige Trekkingtour vom Hohen Glockner an die Adriaküste durch Österreich, Slowenien und Italien. Diesmal sollten es fünf Wochen werden, fünf lange Wochen in den Bergen, 650 km Wandern, davon 25.000 m bergauf und noch mehr bergab, auf unterschiedlichem Terrain, bei Kälte und Hitze, Hagel und glühender Sonne, mitten in einer Superzelle eines Gewitter und viele Abenteuer mehr.

Ein ganz großes Dankeschön an die Trail-Angel für die Organisation der Wanderung!

Etappen

27.06—28.12.23

827 Bilder2 Videos

Meine Lieblingsbilder

27.06—24.08.23

242 Bilder

Videos von den Etappen

01.01.04

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Trailer

Tagebuch - Reisebericht (Gesamtbericht - jede einzelne Etappe enthält noch einmal den Etappenbericht)

Alpe-Adria Trail vom 26.06, bis 30.7.2023
Anreise 26.6. 2023
Fast wären wir auf dem Recklinghäuser Hauptbahnhof gestrandet, bevor wir eigentlich richtig unterwegs waren. Los ging es sehr pünktlich um 5.45 Uhr zu Fuß zum Bahnhof in Marl – Sinsen. Die erste bergsteigerische Herausforderung war der Aufstieg zum Gleis, da der Fahrstuhl nicht funktionierte. Gut so, dann konnten wir nicht mit der Seilbahnnutzung oder sonstigen Hilfsmitteln die selbst auferlegte Challenge gefährden. () Der Regio brachte uns die eine Haltestelle nach Reki, und wir genehmigten uns ein zweites Frühstück im Bahnhofsrestaurant. Ich hatte die Abfahrtszeit mit 7 Uhr in Erinnerung und auch gestern Abend noch den Zug gegoogelt, doch er fuhr schon 6.52 Uhr und als wir den Bahnsteig betraten stand der Zug schon zur Abfahrt bereit. Wir stiegen ein, glücklich, die Reise nicht gleich mit der ersten Katastrophe begonnen zu haben.
Obwohl der Zug weitgehend leer war, fanden wir nur schwer einen nicht reservierten Tischplatz. Der Wagen 9 fehlte heute.
Wir nähern uns also sehr umweltgerecht unserem Startpunkt auf dem Adria Trail, mit der Bahn. 33 Etappen von Heilgenblut, am Großglockner bis an die Adria Küste, durch 3 Länder, Österreich, Slowenien, Italien. Die Unterkünfte sind vorgebucht und sogar schon bezahlt, das Wetter ist warm und trocken, die Muskeln sind vorbereitet, die GPS-Daten der Tracks und das Gewicht der Rucksäcke optimiert. Mein Rucksack wiegt 13,5 Kilogramm (letzte Wiegung direkt vor dem Verlassen der Wohnung, inklusive beider Stöcke und Tomas Hüttenschuhe) Rechnet man die Stöcke ab und die 2,5 Kilogramm für die Technik (Fotoapparat und Zubehör) würde der Rucksack immer noch 9-10 Kilo wiegen. Mir ist schon schleierhaft, wie man mit 12 Kilo Gesamtgewicht bei zusätzlich einem Zelt, Verpflegung, Kocher, Schlafsack und Matratze quer durch Schottland wandern kann. (Vortrag im Alpenverein Mai 2023)
Die Optimierung des Rucksackinhaltes ist auch nach 5 Jahren und regelmäßiger großer Touren immer noch nicht abgeschlossen, obwohl wir bei jedem Start fest überzeugt sind, das Optimum gefunden zu haben. Auf den Gepäckservice (Gepäcktransport von Hütte zu Hütte) haben wir aus finanziellen Gründen verzichtet (über 1000 Euro pro Person). Aber wieviel hätten wir denn wirklich transportieren lassen? Vielleicht 3-4 Kilo pro Person, denn die meisten Sachen möchte man ja eh unterwegs dabeihaben.
Der Zug steht und wir haben eh schon Verspätung und sammeln noch einige Minuten mehr ein. Mit mir am Tisch sitzt eine junge Kunstlehrerin, die im letzten Jahr einen Teil des Adriatrails mit dem Fahrrad gemacht hat. Die Stimmung im Wagen ist fast familiär. Die Verspätung schweißt zusammen. Die Deutsche Bahn hat also eine teambildende Prägung. Zurzeit befinden sich Kinder auf den Gleisen (in NRW sind Ferien und die Kinder haben viel Zeit zum Spielen) und wir hoffen mal, dass sie die Eltern bald von dort abholen. Wir stehen zwischen Köln und Bonn und die Passagiere aus Köln, die nicht unerwarteter Weise sehr gut zu hören sind, sind gerade mal 5 Minuten gefahren und begeistert von der DB. Sehr unterhaltsam den Kölnern zuzuhören, sie kommen ja beim Sprechen ohne Sauerstoff aus.
Es wird spannend, die junge Frau mir gegenüber ist Theresia, die Kunstlehrerin von Leo und Tom. Wir haben viel zu erzählen. (Das bestätigt wieder die Theorie, dass bei einem ersten Treffen zweier unbekannter Menschen, die Wahrscheinlichkeit bei 50% liegt, dass sie gemeinsame Bekannte haben.) Ein Beweisfoto von unserem Zusammentreffen haben wir den Enkeln schon geschickt. Es wird wahrscheinlich Grauen auslösen, wie immer, wenn die Großeltern in den Dunstkreis der schulischen Bekannten unser Enkel geraten.
Wir erreichen Koblenz Hauptbahnhof und die Verspätung hat 54 Minuten erreicht. Diese Strecke entlang des Rheins ist besonders schön, nicht so schnell wie die Alternative über Frankfurt, aber viel idyllischer. Es geht vorbei an der Loreley, an Kaub mit der Burg im Rhein und mit Blick auf viele Schlösser und Burgen an den Berghängen des Flusses.
Im Wagen sitzen überwiegend Fahrradfahrer, denn im hinteren Teil des Wagons sind Transportmöglichkeiten für Fahrräder. Diese erfreuen sich heutzutage großer Nachfrage und man muss einen Platz rechtzeitig bestellen. Ein wenig deplatziert kommen wir uns als Wanderer schon vor, besonders, wenn wir ringsum hören, dass der Alpe-Adria-Trail von den Radfahrern in weniger als einer Woche absolviert wird (es bleibt unklar, ob es dieselbe Strecke ist, die wir wandern).
Wir sind in Ulm und Theresia steigt aus, ebenso mein Tischnachbar und jetzt haben wir einen 4er Tischplätze ganz für uns alleine. Der Schaffner hat die erste Eskalationsstufe im Kampf gegen die Hitze eingeleitet. Die Klimatisierung ist ausgefallen und wir durften die kleinen Fenster öffnen. Sollte das nicht reichen, wird der Wagen evakuiert und wir müssen in einen anderen umziehen. (Höchstwahrscheinlich in die 1. Klasse) Ich wollte mich schon opfern und umfallen. Toma malt Strichmännchen, alle unterschiedlich. Dafür wurde kein Gewicht im Rucksack gespart, chinesisch muss sein.
Wir sehen die Berge. München liegt hinter uns und jetzt, in diesem Moment, spüre ich die Energiekrise hautnah. Die Stimmung im Wagon strebt auf einen neuen Höhepunkt zu. Der Zug steht. Kein Strom. Kein Strom – keine Klimaanlage, aber alle möglichen lustigen Kommentare. Die Kölner machen gerade Ihre sommerliche Karnevalssitzung. Ganz schön spitze Bemerkungen. Die Zugdurschsage meinte „I also don’t now, what is facto.“ Sehr international die Bahn. Jetzt ist die Zugbegleiterin bei uns und wird mit den Worten begrüßt: „Ist das die Frau mit dem Aufguss“. Wir haben heute schon etliche Ausreden gehört, Kinder auf den Schienen, Baustelle, unplanmäßiger Lokwechsel und nun ist es halt Stromausfall. Auf einem Kölner-Handy läuft der Hit- Thank you for travelling with Deutsche Bahn (von Weißgeist oder so ähnlich) Die ersten stehen im Unterhemd im Gang. Es ist so ähnlich wie in einem großen Stehstau auf der Autobahn, wenn Verbrüderung gefeiert wird.
Nun ist auch noch das Bier der Kölner aus dem Speisewagen warm, da auch dort die Kühlung begrenzt wird. Ich zweifle, ob das der Stimmung wohl guttut.
Auf die Frage, wann sind wir denn heute Abend bloß in der Pension sind, Antwort: Du bist schon in Pension. Nun haben wir wieder Strom (kam gerade über den wieder aktiven Bordfunk).
Aber wir haben ein neues Problem, vor uns ist ein Stau, also Züge auf der Strecke und ich sitze in der prallen Sonne und wir bewegen uns noch immer nicht vom Fleck.
Ich hoffe auf Galilei, der ja postulierte: Und sie bewegt sich doch. Das war natürlich zu einer Zeit, als man die Deutsche Bahn noch nicht erfunden hatte.
Wir sind jetzt 10 Stunden unterwegs, und haben schon eine Menge erlebt. Thank you Deutsche Bahn.
Nachtrag: Abendessen im Eggerhof – Nudelpfanne (Teigtaschen gefüllt) Zum Glück schauten wir noch an der Bushaltestelle vorbei und erkannten so, dass der Fahrplan, der im Hotel auslag nicht stimmte. Der Bus fuhr fast eine Stunde früher.


27.6.2023 1. Wandertag Franz-Joseph-Höhe- Heiligenblut
Wir sind zurück von der ersten Etappe, die Augen wollen mir zufallen, nachdem ich mich heiß geduscht, die Beinmuskeln mit dem heißen Wasser aufgewärmt und ein wenig entspannt habe. Die Tour hat begonnen und ein schöner erster Tag ist Geschichte.
Bevor es losgehen konnte mussten wir erst von Mallnitz nach Heiligenblut mit dem Bus fahren. Er fuhr fahrplanmäßig, die Erinnerungen an die Deutsche Bahn verblassten. Dafür gab es eine andere kleine Aufregung. Als wir nämlich den Plan für heute laden, bemerkten wir, dass uns ein Shuttle von Heiligblut zum Franz-Josef-Platz bringen sollte und zwar um neun Uhr. Es war kurz vor neun und informierte das Servicezentrum – unsere Reiseagentur, dass wir nicht rechtzeitig an der angegebenen Stelle sein können. Die Antwort war, nach Rücksprache mit dem Shuttleunternehmen, dass wir 12 Euro dazuzahlen sollten. Das ging Toma gegen den Strich, berechtigterweise, denn das Shuttle war nur für uns gebucht, und die Agentur saß in Mallnitz, kannte also die Busverbindungen nach Heiligenblut ganz genau und hatte das Shuttle für uns zu einer Zeit bestellt, wo wir mit keinem öffentlichen Verkehrsmittel Heilgenblut erreichen konnten. Antwort von der Serviceagentur, Ihr hättet ja bei uns einen privaten Transfer buchen können. Nach dem zweiten Anruf konnten wir die Sache jedoch friedlich aus der Welt schaffen und wurden nach Ankunft mit dem Bus zum Ausgangspunkt des Weges, der Franz Joseph Höhe gefahren (es ging entlang der Großglockner Straße).
Eine Viertelstunde vor 11 Uhr betraten wir den Adria-Trail. 5,5 Stunden, 1300 Höhenmeter bergab und fast 300 bergauf standen heute auf dem Programm. Kaum 100 Meter gegangen trat Toma auf einen großen Stein, der langsam zur Seite des Abhangs wegkippte und konnte erst im letzten Moment den Stein verlassen. Glück gehabt. Nach weiteren 100 Metern knickte ich mit dem rechten Fuß um, und es waren keine 10 Minuten vergangen, als ich auch meinen linken Fuß überdehnte. Obwohl wir langsam, vorsichtig und auf Sicherheit bedacht liefen (Vorsicht heißt wohl in unserem Alter nicht unbedingt garantierte Sicherheit), passierten diese Dinge. Wir waren halt im Hochgebirge und die Wege nicht gepflastert.
Die Beine fühlten sich ein wenig an wie Watte. Der Blick auf die Berge war natürlich schön, nicht umwerfend, weil der Himmel grau in grau war, aber schön. Die Spitze des Großglockners versteckte sich zu Beginn noch in den Wolken, kam aber später für ein Foto zum Vorschein.
Es war recht kühl, besonders wenn der Wind auffrischte.
Die steilen, mit Steinen vollgepackten Wege, liefen wir recht langsam. Am Abend zeigte sich jedoch, dass wir die vorgegebene Zeit unterschritten hatten. Toma legte nach 500 Höhenmetern die Kniebandagen an, die Erleichterung verschafften. Auch die Stöcke nahmen Gewicht von den Knien.
Nach etwa 3 Stunden bergab kamen wir an einem Kraftplatz vorbei, der heiligen Quelle der Bricciuskapelle, wo wir erschöpft und schlaff auf eine Bank fielen und uns ausruhten. Der Kraftplatz ließ uns aber wieder aufstehen. Als ein weiterer Kraftplatz wurde dort die Kirche in Heiligenblut ausgewiesen. Leider war sie geschlossen heute Abend, doch das dies ein Kraftplatz ist, würde ich eher glauben, denn wir haben gut gesättigt nach dem Abendbrot dort vorbeigeschaut und die Reserven waren wieder aufgefüllt. Trotz des eines oder anderen Zipperleins, was am ersten Tag wohl unter ganz normal zu verbuchen ist, war es ein fantastischer erster Wandertag. Am Nachmittag kam noch die Sonne heraus und nachdem wir den Leiter- Wasserfall passiert hatten, war der Weg fast lieblich, weniger steil, doch gespickt mit tollen Aussichten hinunter ins Tal auf das Bergsteigerdorf Heiligenblut. Auf der Sattleralb gönnten wir uns eine Pause, Toma aß eine Jogurt, ich trank einen Cappuccino mit Schlagoberem und als das gegessen war, konnte ich auf den Grund der Tasse schauen, Kaffee war wahrscheinlich aus.
Die Unterkunft ist wieder sehr schön, das Abendbrot nahmen wir in der Nationalpark-Lodge ein, sehr lecker. Und wie bereits berichtet, wollten wir noch beichten gehen, Kraft tanken, aber heute war wohl kein guter Tag dafür, die Kirche war geschlossen.
Nachtrag: Was unbedingt noch zu erwähnen wäre und ich bei dem Bericht des erlebnisreichen Tages vergessen habe, war, wir passierten ein Wolfsgebiet und wurden gewarnt, nein nicht vor dem Wolf, sondern dass die Kühe gegebenenfalls nervös reagieren können. Dass wir einen Wolf zu Gesicht bekommen, habe ich nicht gehofft, Toma, dass wir keine Kühe zu Gesicht bekommen und beide Hoffnungen gingen in Erfüllung.
1,7km Asphalt

2. Wandertag Heiligenblut—Döllach
Entfernung wegen Umleitung um eine zerstörte Brücke herum etwas mehr als 13km, 800 m im Abstieg und 500 Meter bergauf. 4.45 Stunden Laufzeit (die wir mit Pausen einhielten).
Ich musste erst einmal die Swift Tastatur von Microsoft ausschalten, da die Software mich ständig verbessert hat.
Das Frühstück war ausgezeichnet. So dachten wir beide. Die Engländer am Nebentisch wahrscheinlich eher nicht, keine Würstchen, keine dicken Bohnen, aber tolles Müsli, eine Riesenauswahl an Tee, verschiedene leckere Säfte, Jogurt von der Sattelalm. Bevor es auf die Strecke ging, statteten wir der Kirche, dem Powerplace noch einen andächtigen Besuch ab, um genug Kraft für den Tag zu tanken. Über dem Friedhof am Grab der verunglückten Bergsteiger und Wanderer vorbei ging es zum Adria Trail. Dieser verlief heute für meinen Geschmack ein wenig zu viel auf Asphalt und zwar nicht nur auf asphaltierten Wander- oder Wirtschaftswegen, nein auch mitunter auf Straßen. Das ist eigentlich ein No-Go für einen Premiumweg und zeigt eigentlich, wie wir doch noch vom Auto dominiert sind, sogar hier in der Naturlandschaft mitten in den Bergen.
Doch wir liefen nicht im Tal entlang, entlang der Autostraße, sondern erst einmal bergauf, um zu den Berghöfen zu kommen. Die Hänge sind unwahrscheinlich steil und werden trotzdem von den Bergbauern bearbeitet, gemäht. Wir sahen einen Bauern das Heu zusammenrechen. Der Hang war fast senkrecht und bei jedem Schritt hackte er seinen Rechen in den Hang ein, um nicht umzufallen.
Die vertikalen Wegabschnitte verliefen meistens entlang der Feld- und Wiesengrenzen auf beschatteten alten Wegen. Die waagerechten Abschnitte folgten oft asphaltierten neu angelegten Wirtschaftswegen. Die Ausblicke hinab ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge wurden nicht langweilig zu genießen. Zurückblickend schauten wir auf den Großglockner, der sich aber in den Wolken befand, aus denen ab und Regentropfen auf uns herunterfielen, die uns immer wieder fast veranlassten, uns umzuziehen. Es nieselte so wenig, dass man eigentlich nicht nass wurde, da das Wasser auch gleich wieder verdunstete, nur den Fotoapparat musste ich ab und zu mit dem Taschentuch abwischen. Den Regencover für die Kamera hatte ich im Rucksack und den abzunehmen, war ich zu faul. Vielleicht diesen interessanten Fakt noch zum Wetter, die Temperatur war mit 22 Grad Celsius angegeben aber gefühlt nur 12 Grad.
Was auch wunderschön war, waren die vielen bunten Blumen auf den Almwiesen. Die Kühe befanden sich noch weit oben und so hatten die Blumen eine Chance, wenn der Bauer mit der Sense nicht schneller war.
Die Ausschilderung des Weges war in Ordnung und wir verfehlten den Weg nur sehr selten. Toma hat heute ihre Komoot-App ausprobiert und konnte sogar ab und zu korrigierend eingreifen.
Auf der Etappe ging es vorbei an den Apraicher Stockmühlen und am Mentlhof, einem Schaubauernhof, der aber geschlossen war. Tja, die Saison beginnt erst am 1. Juli. Wir sind also eigentlich zu zeitig da.
Schon vor zwei Uhr standen wir in der Tür unseres Hotels in Döllach, dem Hotelchen Döllacher Dorfwirtshaus, ausgezeichnet für seine gute Küche. Wir haben Halbpension und es gibt ein Dreigängemenü, wir sind gespannt.
Sehr zeitig, mitten am Tag eingetroffen, verblieb also viel Zeit zum Nichtstun, heiß Duschen, Einkaufen im Dorfladen und Bericht schreiben, was ich jetzt mit dem Hinweis beende, morgen ist auch noch ein Wandertag.
Nachtrag: Das Menü und die Werbung hielt nicht, was sie versprachen.
5,4 km Asphalt

3. Wandertag Döllach – Marterle
Eine schwarze Etappe lag heute vor uns, eine schwere, mit über 1100 Höhenmetern, 305 im Abstieg und 18 km Gehweg, Dauer angegeben 7 Stunden. Da doch einiges am Morgen wehtat, beiden, hatten wir doch ein wenig Bammel vor der heutigen Strecke.
Das Frühstück war eher Basic als Classic, bei Weitem nicht so super, wie im Bergkristall. Egal, ich ging vor dem Loslaufen noch in die Kirche.
Andrea Kaminski und Peter Brömse sind gerade auf dem Jacobsweg unterwegs und wir sehen im Status täglich ihre Posts. Die Anforderungen sind auch sportlich (aber der Weg ist, nachdem ich das Buch von HAPE KKERKELINGEN gelesen habe, nichts für mich, zu viel Asphalt, eben keine Alpen mit den Vorzügen der wunderschönen Berge und Landschaft, … Doch mir kam, als wir in Heiligenblut die Wallfahrtskirche besuchten, ein Gedanke, dass wir bestimmt genau so viel Kirchen sehen und besuchen werden, wenn nicht mehr, als die beiden auf dem Camino Jacobs. Also heute waren es schon zwei. (Zur 2. kommen wir noch) Wir gehen eigentlich von Kirche zu Kirche.
Hier in der Gegend gibt es auch einen Pilgerweg, der in Maria Luggau endet, an dem Ort, wo wir vor zwei Jahren auf der Via Alpina (Karnischem Höhenweg) eine Prozession gesehen haben.
Die Etappe teilt sich in zwei Teile, den flachen Teil bis Mörtschach, von wo es links bergauf geht und der bergige Teil der Etappe sich anschließt. Heute verlassen wir das Mölltal. Den ersten Teil entlang der Döll, legten wir recht zügig auf einem asphaltierten Radweg zurück. Den Gartl-Wasserfall ließen wir unbeachtet rechts liegen. Schön waren die Ausblicke von den Brücken, wenn wir die Döll überquerten, in Richtung Großglockner. Das schneebedeckte Massiv war heute dank sonnigen Wetters klar und deutlich zu sehen, die Spitze glaube ich aber nicht, da sie rechts von einem Berg verdeckt wurde.
Wanderer trafen wir keine, Radfahrer schon. Wanderer gehören wohl bald auf die Rote Liste der aussterbenden und besonders schützenswerten Arten. Heute sind auf dem Alpe- Adria-Trail gerade mal 4 Personen unterwegs (auf unserer Etappe). Zum Glück nutzt der Trail bereits bestehende Wege, denn für so wenig Wanderer lohnt es sich wohl nicht, die Wege aufrecht zu erhalten.
Bevor es aber richtig hochging, schauten wir noch gegenüber der Kirche beim Kirchenwirt vorbei. Nach 1 ¾ Stunden hatten wir uns einen Trunk verdient. Die heilige St. Leonhard Kirche (500 Jahre alt) besuchten wir nicht. Man soll es ja nicht übertreiben, nicht das unser Weg dann noch von unserem Heiligenschein erleuchtet wird. Der Kirchenwirt, er war nicht ganz so alt wie die Kirche, freute sich über Gäste und erklärte uns ausführlich den Weg zum Marterle. Martele bedeutet im Österreichischen Wegkreuz, unser Marterle ist aber die höchst gelegene Wallfahrtskirche in ganz Österreich. Naja, da könne wir doch locker mit dem Jakobsweg mithalten. Doch bis dahin waren es noch viele Tropfen Schweiß, denn die Sonne brannte, jedoch nicht unerbittlich. Es ließ sich aushalten, zumal wir große Abschnitte des Aufstiegs im Schatten gingen. Bis 1500 Meter ging es auf einem Wirtschaftsweg mit Ausblicken auf die gegenüberliegenden Berge des Mölltals, vor uns lagen die Karnischen Alpen, deren kahle Felsen steil empor ragten und hinter uns, als Talabschluss, das Großglocknermassiv.
Etwa bei 1500 Meter über N.N., wir hatten die Kräuterwiesen passiert, machte der Weg eine Rechtskurve und nach 10 Metern zeigte ein Pfeil in den Wald hinein. Es begann der steile Anstieg durch den Wald auf einem wunderschönen Weg, den schon früher die Leute aus dem Dorf als Pilgerweg zum Marterle genutzt hatten (das hatte uns auch der Wirt erzählt). Keine brennende Sonne, kühler, angenehmer Schatten, aber der Schweiß rann trotzdem, denn es war steil und der Weg forderte Konzentration, besonders im oberen Teil, auf den letzten 100 der 300 Höhenmetern, als wir eine Passage mit Seilsicherung zu überwinden hatten. Eine Bank lud zum Verweilen ein und wir ruhten uns hier aus mit geradezu umwerfenden Fernblicken in die schon beschriebenen Richtungen. Was danach kam, war ein hügeliges Auf-und Ab durch den Wald, bis wir nach etwa 45 Minuten vor der Kirche standen und eine Stimme sagte, sie haben ihr Ziel erreicht. Es war die Wirtin unserer heutigen Unterkunft. Wir hatten die Etappe in weniger als 6,5 Stunden absolviert und waren deutlich schneller als die Vorgaben – ungewöhnlich für uns. Bevor es auf die Zimmer ging, wir hatten keine Eile, da wir auf Lager eingestellt waren, nahmen wir noch ein Getränk und einen Krapfen oder so ähnlich, also ein Stück Kuchen aus Pfannkuchen (Berliner) – Teig.
Dann schauten wir uns die Zimmer an, wir hatten Nummer 16 und als ich die Tür aufschloss und ein Zweibettzimmer vor mir sah, was total knuffig und gemütlich war, war der Tag gerettet.
Jetzt mussten wir nur noch beichten (also Toma musste – ich musste nur zuhören, was Toma beichtete) Wir statteten der Wallfahrtskirche (25 Meter gegenüber dem Wirtshaus) einen Besuch ab und jetzt schreibe ich bei schönstem Sonnenschein den Bericht (in der Sonne ist es zu heiß, im Schatten zu kalt).
Abendessen ist bis 18 Uhr, ungewöhnlich zeitig.
5km Asphalt wahrscheinlich eher 7,5 km da Fußweg auch Asphalt
Nachtrag: Natürlich werde ich das Beichtgeheimnis hüten und nicht die Neugier der Nachfragenden befriedigen.
Es war ein schöner Abend. Die Abendsonne spendete noch lange Wärme, doch der frische Wind ließ dann doch nicht die völlige Gemütlichkeit aufkommen. Wir sind halt in den Bergen. Als die Sonne dann zwar noch am Himmel stand, aber die Bänke vor der Hütte nicht mehr wärmte, suchte ich mir einen Platz im Inneren. Es war hier auch recht frisch, denn geheizt wurde nicht. Ich las meinen Krimi als E-Book auf dem Handy ausgeliehen aus der Stadtbibliothek Recklinghausen. Eine wunderbare Möglichkeit, gewichtslos auf Reisen auf Bücher nicht verzichten zu müssen. Ich habe diese Möglichkeit leider erst seit sehr spät entdeckt. Als wir uns auf unser knuffiges, uriges Zimmer zurückzogen, war es dort kalt. Die Balkontür war nicht dicht, ein bis zu einem Zentimeter breiter Spalt ließ kalte Luft in den Raum. Zum Glück hatten wir Federbetten, doch zur Sicherheit zog ich mich noch warm an (inklusive Mütze) . Schlafen ohne Ende war angesagt. Einschlafen vor Neun Uhr und aufwachen nach um 7 Uhr am nächsten Morgen.

4. Wandertag Marterle – Stall (Übernachtung in Wischdorf)
Wir hatten am Abend nach der Frühstückszeit gefragt und die war 7.30 Uhr. Wie das in Hütten so üblich ist, dachte ich, dass 7.30 Uhr dann auch alle zum Frühstück erscheinen würden. 7.45 Uhr schon mit schlechtem Gewissen im Frühstücksraum aufschlagend, waren wir die Ersten. Es war wohl doch eher ein Hotel als eine Hütte, doch als Hotel war es eine Hütte, aber eine urige Hütte. Das Frühstück war okay. Es gab aber ein frisches Ei von den Hühnern auf dem Hof.
Wir ließen nach dem Frühstück und dem Herstellen der Gehbereitschaft noch ein wenig die Seele in der Morgensonne vor der Hütte baumeln, denn die heutige Etappe war leicht, kurz und wir hatten einen Transfer zum Hotel, der erst 15 Uhr gebucht war. Schaute man auf die Karnischen Alpen in südlicher Richtung, so brauten sich schon die ersten Wolken über den Gipfeln zusammen. Die Luft war schwül warm und die Sicht recht dunstig.
Wasser lag in der Luft, obwohl noch hellblaue Farbe den Himmel dominierte. Gegen halb 10 brachen wir auf, zündeten noch zwei Kerzen in der Kirche an und warfen noch einen sehnsüchtigen, vom Abschied leicht getrübten Blick auf die wunderschöne Hütte in einer faszinierenden Bergwelt, der wir aber nun Adieu sagen mussten.
Eine Stunde ging es über saftige, blumenübersäte Almwiesen mit Blick auf die Berge und hinunter ins Mölltal, das wir doch nicht ganz verlassen hatten. Danach folgten wir einem Wirtschaftsweg, kürzten manchmal auf Bergpfaden die Serpentinen ab, bis wir dann auf einer Asphaltstraße landeten, die hinunter bis nach Stall führte.
Von Westen her zog es langsam zu, die Wolken über den Berggipfeln auf der gegenüberliegenden Seite häuften sich zusammen. Unterwegs kam uns ein Bulli entgegen, der die Kinder von der Schule zurück zu den Gehöften brachte. Auf der Rückfahrt hielt die Fahrerin des Bullis neben Toma an und bot ihr an, sie bis Stall mitzunehmen und argumentierte sehr erfolgreich, dass nur noch Asphaltstraße bis zur Kirche in Stall als Untergrund zu erwarten wäre. Toma stieg ein und als die Beiden, dann bei mir vorbeikamen, stieg auch ich ein. Ich stieg aber an der Fernstraße, die durch das Tal führte, wieder aus, um zum Ziel, dem wirklichen Ziel der heutigen Etappe, unserer Unterkunft in Witschdorf, zu Fuß zu gehen. Toma fuhr bis zur Kirche in Stall und wartete auf den Mobilitätsservice (dieser hatte eine Anfahrt von einer halben Stunde, um Toma die 7-8 km von Stall bis Witschdorf zu bringen – nicht sehr umweltfreundlich organisiert).
Der Fußweg nach Witschdorf führte mich entlang der Möll, wie nicht anders zu erwarten auf einem asphaltierten Radweg. Nach 2 km schnellen Schrittes begann es zu regnen, und ich konnte für morgen schon mal üben, denn morgen soll es mit 99%-iger Wahrscheinlichkeit regnen. Kurz vor Witschdorf besuchte ich in Rangersdorfs noch die obligatorische Kirche. Also auch heute ging es wieder von Kirche zu Kirche. Wir arbeiten am Heiligenschein.
Angekommen musste ich noch fast eine halbe Stunde warten, da keiner von den Wirtsleuten da war. Unser heutiges Quartier war eine Zweiraum-Ferienwohnung, recht einfach aber sehr geräumig (vor allem, wenn man noch das kleine Zimmer von gestern in Erinnerung hatte). Leider ist ringsum nicht viel los.
Bis Toma kam, duschte ich mich und wusch einige Sachen, Zeit und Platz hatte ich ja genug.
5,3 km Asphalt
Nachtrag: Übernachtung in der Kräuterpension Rosenkranz. Die Pension ist ein Bauernhof, der so gut wie alles selbst produziert. Milch, Käse, Fleisch, Jogurt, Kartoffeln, Eier, Gemüse… Wir hatten viel Zeit und ich habe schon den ersten Roman ausgelesen und mir den zweiten elektronisch ausgeliehen.

5. Wandertag – Stall – Innerfragant
Wir hatten einen Mobilitätsservice 8.30 Uhr und mussten deswegen rechtzeitig aufstehen. (7.15 Uhr) Selbst diese kleine Einschränkung ist schon ein ganz klein wenig nervig. Aber es ist das vorletzte Mal. Der Bulli brachte uns von Witschdorf zur Kirche nach Stall, die wir natürlich besichtigten. Gesegnet begannen wir unseren Weg, aber erst nachdem wir die Regenkleidung angezogen hatten. Meinen Fotoapparat verpackte ich in einen wasserdichten Beutel, und er hing mir vor der Brust, befestigt mit zwei Karabinern am Rucksack. Der Regen war nicht allzu stark und der Fotoapparat blieb trocken, der Beutel scheint mir zumindest für moderaten Regen eine gute Lösung zu sein. Es regnete ununterbrochen, wenig aber stetig und die Wolken hingen an den Hängen. Ab und zu mal waren die Bergspitzen zu sehen, wenn der Wind die Wolken zur Seite schob. Aber schon kurz darauf waren sie wieder im Nebel verschwunden. Fototechnisch ergaben sich also schöne kontrastreiche Motive, Wolken und Berge. Doch für jede Aufnahme musste man die Kamera aus dem Beutel holen, ein kleines Handicap. Wie gewohnt, ging es zuerst einmal auf Asphalt 4,5 km bergauf. Nach einer guten Stunde harten Asphalt-Gehens im Regen und durch die Regenbekleidung gut durchgeschwitzt (die innere Nässe überwog die äußere bei Weitem) kamen wir an die Stelle, wo die Abkürzungen begannen, also steile Wanderwege die Serpentinen der Straße abkürzten. Die Wege waren jedoch nicht sehr gepflegt, wir mussten durch hohes Gras stapfen, und der Regen hatte die Gräser gut mit Wasser getränkt. Die Wassertropfen streiften wir mit unseren Wanderschuhen und der Regenhose ab. Durch Gras gehen ist fast wie durch reines Wasser stapfen. Tomas Schuhe hielten es nicht aus. Die Füße wurden nass. Tja wer keinen Asphalt mag, musste heute Wasser mögen. Drastisch wurde es, als wir aus dem Wald herauskamen und der Weg etwas abgesenkt zwischen zwei Weiden, beide durch Elektrozäune begrenzt, verlief. Das Gras von links und rechts und unten vollgesogen mit Wasser reichte Toma bis an die Brille. Mit einigen Anstrengungen kletterten wir aus der Wegsenke heraus, überwanden den Elektrozaun und standen auf der gemähten Wiese, auf der wir dann anstelle des Weges liefen. Als wir dann wieder auf dem Weg waren, passten die GPS-Daten nicht mit der Realität zusammen. Von hier führte der Trail wieder an einer Weide entlang, wieder durch hohes Gras, ohne das es eine Möglichkeit zum Ausweichen gab. Brusthoch liefen wir durch nasses Gras. Die Regenkleidung hielt uns trocken, zum Glück. Das hätte ich bei einem so beworbenen Wanderweg, hochgelobt, nicht erwartet. Heute mussten wir extrem aufpassen, dass wir uns nicht verliefen, denn die Ausschilderung war nicht immer perfekt. Aber vier Augen sehen mehr als zwei und wenn der Eine mal die Abzweigung verfehlte, korrigierte der Andere das. Nur einmal gingen wir ein Stück in die falsche Richtung (die Markierung war abgerissen und lag am Wegesrand), doch dank Komoot und der heruntergeladenen GPS-Daten hatten wir ja noch ein weiteres Korrektiv für solche Fälle bereit.
Insgesamt ist die Markierung gut, aber an manchen entscheidenden Stellen fehlt dann die Markierung - unnötiger Weise!
An der Sagaser-Alm war dann die maximale Höhe erreicht und es ging dann immer mal wieder bergab und bergauf. Als wir die Goldberghütte von Weitem sahen, dachten wir, das Schlimmste wäre geschafft und freuten uns schon auf die Mittagspause. Weit gefehlt, genau hier begann die Plackerei. Ein sehr schmaler Pfad führte im Transfer über einen sehr steilen Hang. Mehr als ein Fuß passte nicht auf den Weg und der auch nur längs. Die Stöcke waren eine große Hilfe beim Absichern gegen das Hangabwärtsgleiten. Das nasse Gras hing, den schweren Wassertropfen nachgebend, über dem schmalen Weg, sodass man ihn manchmal gar nicht erkennen konnte. Die Schuhe hatten also echt was auszuhalten. Doch blickte man auf und schaute in die Ferne nicht vor die Füße, so sah man die Wolken in den Bergen hängen, bergaufwärtsziehend, sich auflösend, und kurz danach wieder sich verdichtend, sodass jede Sicht genommen war. Ein faszinierendes Schauspiel. Doch man durfte die Konzentration nicht vernachlässigen, jeder Schritt forderte die volle Aufmerksamkeit, und wir kamen deshalb auch nur langsam voran. Es war ein abgeholzter Hang, der schon wieder begrünt war und mitunter lagen noch umgefallene Bäume auf dem Weg, die zu umgehen waren. Der Weg wollte kein Ende nehmen. Der Regen schon. Doch das verschaffte uns kaum Erleichterung, denn die Regenbekleidung konnten wir nicht ablegen, da das Wasser nicht nur von oben kam. Als letzte Hürde vor der Hütte waren noch mehrerer Kühe zu umgehen, dann war es geschafft und der kühle, gespritzte Apfelsaft konnte die Kehle hinunterlaufen. Toma trank Tee.
Ich stellte die Kamera auf die Bank und machte eine Slow-Motion-Aufnahme. Die Pause war nötig. Wir waren bereits 5 Stunden unterwegs, und das im Regen. Tutzi und Susi, zwei ganz kleine Hunde, ließen auch während der Pause keine lange Weile aufkommen.
Von der Hütte ging es noch steile 50 Meter bergauf, danach flach und bergab etwa 40 Minuten bis zur Rollbahn. Die Rollbahn war früher ein Pferdeweg zum Transport von Kupfererz, der in den Berg gehauen war, mit Tunneln und Brücken ziemlich waagerecht verlaufend. Heute ist diese Rollbahn ein schöner ausgebauter Wanderweg, wirklich wunderbar zu begehen. An Plätzen mit weiter Aussicht (wenn es nicht nebelig ist) standen Bänke zum Verweilen und auf den Bänken standen mit einer Kurbel bedienbare Lautsprecher, die Märchen erzählten. Wenn die gekurbelte Energie zu Ende ging, sprach eine Stimme zu uns: “Bitte Kurbeln“.
Wir gingen nicht zur Fraganter Hütte, sondern stiegen direkt die 700 Meter ab ins Tal. Der Abstieg hatte es noch einmal in sich. Plagerei. Toma zog nach 100 Höhenmetern die Kniebandagen an. Der Weg war an kritischen Stellen wieder mal nicht ausgeschildert und GPS-Daten und Ausschilderung passten auch nicht zusammen. Das letzte Stück forderte noch einmal volle Konzentration und ne Menge Kraft, da es sehr steil und durch den Regen auch rutschig war. Manchmal war der Weg weggerutscht oder durch das hohe Gras überhaupt nicht mehr zu sehen. Ärgerlich und wie gesagt, eine Pflege und Instandhaltung des Weges war nicht zu merken. Schade.
Als wir beim Innerfragant-Wirt anklopften, unserem heutigen Gastgeber, waren wir gar nicht angemeldet. Es klärte sich dann aber doch alles auf und wir bekamen unser Zimmer. Das Abendbrot war nach Expertenmeinung von Toma das beste bisher. Was will man mehr. Die Sachen trocknen und ich schreibe um 21 Uhr immer noch an dem Tagesbericht. Alles andere als Nachtrag dann morgen.
4,5 km Asphalt

6. Wandertag Innnerfragant – Mallnitz
10 km Asphalt
Ausschlafen, obwohl wir das ja eh machen, da wir relativ und für uns sehr zeitig zu Bett gehen. So wachte ich heute kurz nach halb Sieben auf und hatte genug Zeit meine Sachen bis halb Acht, dem Beginn der Frühstückszeit, zusammen zu sammeln.
Nach dem Frühstück ging es bergab, ohne Besuch einer Kirche, denn es gab gar keine Kirche im Dorf, nur eine kleine Kapelle. Der Weg bergab führte entlang und auf der asphaltierten Hauptstraße hinunter in den Ort Außerfragant. Erst nach etwa 1,5 km zweigte ein Wirtschaftsweg nach links ab und wir konnten wenigsten die Asphaltstraße verlassen und durch den Wald weitergehen. Doch angekommen im Oberdorf von Außerfragant war unter unseren Füßen wieder harter Asphalt. Ein Stück bergab durch das Dorf ging es dann auf Feldwegen, doch im Tal angekommen wieder der feste Belag. Im Übrigen gibt es auf den Straßen keine abgeteilte für Fußgänger reservierte Bereiche. Das Auto hat die Hoheit auf den Straßen erobert und diese durch die Fußgänger / Wanderer wiederzuerlangen scheint nicht so einfach zu sein.
Nach zwei Stunden Asphaltlaufen gönnten wir unseren Füßen in einem kleinen Café eine Erholungspause. Danach begann der Aufstieg. 900 Höhenmeter am Stück. Nächstes Etappenzwischenziel war der Himmelbauer (eine kleine lokale Bekanntheit mit guter Küche). Wir erreichten ihn in 3 Stunden unter Regen, der genau wie in der einen App angegeben, um 12 Uhr begann. Die andere App hatte am gesamten Nachmittag sonniges Wetter vorhergesagt. Ich zog nur die Regenjacke an, unter der es sich aber nach einer gewissen Zeit so warm und nass wie am Amazonas anfühlte. Toma verzichtete auf den Regenschutz und wurde ein bisschen nass, aber auch schnell wieder trocken. Die ersten 300 Meter des Aufstieges verliefen durch den Wald und waren zwar steil aber auf schönen Wegen. Danach latschten wir nur noch auf Wirtschaftswegen bergauf. Beim Himmelbauer aß Toma einen Salat und wir füllten unseren durch Schwitzen reduzierten Flüssigkeitsspiegel wieder auf. Vom Himmelsbauer, der schon fast 300 Meter unterhalb des höchsten Punktes der Tour lag, ging es auf dem Gugganigsteig weiter. Ein Steig, der schon gehörige Trittsicherheit erforderte, da es auf der rechten Seite fast senkrecht bergab ging. Die Ablenkung vom Weg durch eine kleine Umleitung meisterten wir, sodass wir nicht den Fahrweg, sondern eben den Steig weiter vorwärts und dann bergab gehen konnten. Am Ende des in der ersten Hälfte der 80ziger Jahre angelegten Weges (danach schien wohl nicht mehr daran gearbeitet worden sein) gelangten wir nach Lassach und quälten uns dann noch einmal fast 200 Höhenmeter nach oben in Richtung Mallnitz, obwohl wir fast schon in Obervellach waren, wo wir morgen in einer separaten Etappe auf fast gleichem Weg hinwandern würden. Da wollte uns der Wegplaner unbedingt in Mallnitz haben. Der Weg führte natürlich wieder über Asphalt, entlang einer Hauptstraße, die recht gut befahren war und auf der Biker mit 50 km / h und mehr ins Tal rasten. So viele Biker, alle gut bepackt, fast alle mit E-Bikes, aber weit und breit nur wir als Wanderer. Und wir liefen bergauf im hohen Gras, nassem Gras, auf einem Weg der schon lange keine Wartung mehr gesehen hatte. Die Gatter musste man behutsam anheben, denn drehen oder ziehen oder schieben, ließen sie sich schon lange nicht mehr und nur das behutsame Heben garantierte, dass sie nicht auseinanderfielen. Ist man im Alpenverein sich dessen bewusst, was sich in den Alpen verändert?
Oben angekommen, also so etwa auf der Höhe von Mallnitz, befanden wir uns wieder auf der gut frequentierten Hauptstraße und die vorbeifahrenden Autos spritzten uns voll, denn es hatte in der Zwischenzeit wieder begonnen zu regnen. Es gab eigentlich keinen Platz am Straßenrand für Wanderer, ausweichen war mit Risiko behaftet, Wanderwege durch das Dorf gesperrt. Nach reichlich Asphalt passierten wir den Bahnhof von Mallnitz, wo gerade Autos auf den Tauernzug verladen wurden (jede Stunde fährt ein Zug durch den Hauptkamm und bringt die Autos auf direktem Wege auf die Nordseite der Alpen).
Vom Bahnhof gab es zum Glück eine Abkürzung entlang des Flusses zum Jägerhof, von dem wir vor 6 Tagen aufgebrochen waren. Gegen 17 Uhr errichten wir das Ziel und wurden von der Wirtin sogar wiedererkannt.
Abendessen im Eggerhof

7. Wandertag Mallnitz – Obervellach
Toma hat heute ihren 65. Geburtstag.
Ich hatte die Augen noch nicht aufgemacht und hörte schon den Regen. Die heutige Etappe führte uns zuerst zum Stappitzer-See und dann wieder zurück am Jägerhof vorbei. Die Wirtin schlug uns vor, die Rucksäcke im Hotel zu lassen und diese auf dem Rückweg dann mitzunehmen. So machten wir das. Durchs Dorf eine kleine Runde machend führte der Weg über den Eisenbahntunnel zur Seilbahn und zum dann zum See. Als wir den Tunnel überquerten, begann es zu regnen. Katja, Andre, Leo, und Tom und später Anne gratulierten Toma zum Geburtstag. Babulja riefen wir auch noch von unterwegs per Skype an. Nach einer Weile regnete es ziemlich heftig. Heute trafen wir wieder ein Pärchen, dass auch einige Etappen des Alpe-Adria-Asphalt-Trails lief. Gemeinsam kamen wir durchnässt am Stappitzer See an, und es ging auch gleich wieder zurück. Die Wolken hingen tief im Tal drin, und wir trafen, entgegen unserer Erfahrung aller bisherigen 6 Tage, viele Wanderer und das noch bei diesem schlechten Wetter. Wandergruppen, Familien, Schulkinder… waren unterwegs.
Auf dem Rückweg zum Jägerhof ließ der Regen nach und alles an uns begann wieder zu trocknen. Am Ortseingang schauten wir noch im Supermarkt vorbei und verließen ihn mit Obst und einen Almdudler. Im Jägerhof machten wir noch eine kleine Pause und dann ging es auf die ursprüngliche Route der Etappe. (Die Wanderung zum See ist wohl erst in diesem Jahr dazugekommen). Wieder am Fluss entlang, am Bahnhof vorbei und dann standen wir ja schon fast am Eingang der Rabischschlucht, durch die sich der Mallnitzbach mit lautem Getöse stürzte. Von Bach konnte man heute schon nicht mehr sprechen, es war schon ein reißender Fluss, der die Wassermassen die Schlucht hinunter schleuste. Der Weg ging an der linken Flussseite entlang, ziemlich steil und manchmal ausgesetzt im Großen und Ganzen aber gut ausgebaut und gesichert. Aussichtspunkte ragten ab und zu über den Fluss, von denen man schöne Aufnahmen machen konnte, wie das wilde Wasser durch das enge Tal bergab schoss. Und der heutige Starkregen hatte den Fluss anschwellen lassen und die Lautstärke ebenso. Am Ende der Schlucht ging es etwa eine halbe Stunde talwärts bis der Weg sich an einer Brücke wieder dem Fluss zuwandte, ihn querte und auf der anderen Seite im Travers am Hang entlangführte. Auf einer Bank mit wunderschöner Aussicht ins Tal machten wir Mittag.
Letzter oder besser der Höhepunkt des Tages lag wenige Minuten vor uns, die Groppensteinschlucht. Als Alpe-Adria-Wanderer genossen wir das Privileg den Weg von oben nach unten laufen zu dürfen (Sonst herrschte das Einbahnstraßenprinzip vor, Laufrichtung nur bergauf). Nach einem 10-minütigen Abstieg im Wald gelangten wir an den oberen Startpunkt der schwindelerregenden Steiganlage, die überstehend an der Felswand befestigt war, unter einem der Holzsteg und darunter 100 oder mehr Meter nichts, dann das tosende Wasser. Die Konstruktion erinnerte ein wenig an die abenteuerlichen chinesischen Aufstiegshilfen in den Karstgebirgen. Das Begehen war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Absolut nichts für Menschen mit Höhenangst. Da die Konstruktion nicht eben war, einerseits ging es ja bergab hinunter in die Schlucht (oder entlang der Felswand parallel zum Flussverlauf), anderseits neigte sich die Konstruktion manchmal auch nach unten in Richtung vom Fels weg. Doch es gab eine Holzbegrenzung / Geländer auch auf dieser Seite. Nur das Fotografieren über die Brüstung nach unten in die Schlucht hinein mit Rucksack und zwei Stöcken war schon eine kleine Herausforderung. Wenn man nach vorne blickte, sah man die Holzkonstruktion an der Wand kleben über dem Nichts schweben. Eine sehr beeindruckende Anlage! So ging es lange Zeit bergab, und als Falschfahrer mussten wir ja immer an den Ausweichstellen auf die Wanderer von unten warten. Naja, mental ist bergauf leichter als bergab, man hat ja immer den Abgrund vor bzw. neben sich. Spannende Geschichte, viele Fotos, bleibende Eindrücke. An einer Stelle fiel das Wasser überbordend einen größeren Abschnitt hinunter und ich musste an die Iguazu-Wasserfälle denken. Leider schien die Sonne nicht, sodass auch kein Regenbogen zu sehen war. Wir nahmen uns viel Zeit für diese Sehenswürdigkeit und genossen das Naturschauspiel.
Der Rest war latschen, Gott sei Dank nicht nur auf Asphalt. Ankunft im Pacher Hotel in Obervellbach gegen 17 Uhr. Hier dominierten wieder die Fahrradfahrer. Übrigens wohl alle mit Gepäcktransport, denn im Korridor standen Berge von großen Taschen und Koffern (also Fahrradfahren ist wohl doch keine so grüne, umweltfreundliche Angelegenheit, wenn das Gepäck dann individuell im Auto hinterhergefahren wird).

8. Wandertag Obervellach – Unterkolbnitz
Die Route wurde geändert, weil der Wirt vom Hubertushof auf dem Danielsberg (ursprüngliches Ende der Etappe) die Alpe-Adria-Wanderer nicht mehr als Übernachtungsgäste haben will. Sie sind ihm zu aufwendig.
Ausschlafen, gut Frühstücken und los. Es war eine ganz spezielle Etappe heute, da wir heute abend wieder im selben Bett schlafen werden. Der Mobilitätsservice holt uns vom Ende der Etappe in Unterkolbitz ab und bringt uns zurück ins Hotel Pacher. Das hat natürlich den Vorteil, dass wir nur sehr wenig mitnehmen müssen, quasi wie als hätten wir Gepäcktransport. Wir packten nur meinen Rucksack und der war dann noch leichter als mein normaler. Toma lief ohne Gepäck, nur mit Stöcken und Handy. Das Wetter war schön, nicht mal zu heiß, ein paar Wolken am Himmel und in den Hängen. Nach kurzem Marsch durch den Ort ging es steil bergauf zum Mölltalblick. Der Weg führte durch den Wald und machte Spaß zu gehen, kühler Schatten, schöner Untergrund und die Höhe machten wir auch, dank geringem Gepäck auf dem Rücken recht zügig. Der Blick von oben hinab ins Mölltal war es wert, sich einen Liter Flüssigkeit aus dem Leib geschwitzt zu haben. Eigentlich müssten wir nach der Wegbeschreibung und der Karte und der Messung meiner Uhr die maximale Höhe am Mölltalblick erreicht haben. Aber da war die Beschreibung wohl falsch, da fehlten 100 Höhenmeter, die wir aber noch locker dranhingen. Wir gingen sehr schnell nach oben, heute war Kreislauftraining angesagt. Aber an der höchsten Stelle war es vorbei mi den schönen Waldwegen, A-Karte, also Asphalt laut Karte und in Wirklichkeit.
Wir sahen Krähen, wie sie sich balgten, Tannenhäher, die uns mit ihrem Gekreische dem ganzen Waldvolk ankündigten und einen Bussard über dem Tal gleiten, nach Futter für seinen Nachwuchs Ausschau halten. Das lenkte ein wenig vom Asphalt ab. Nächster Höhepunkt sollte die Burg Falkenstein sein. Nach dem Überqueren der Eisenbahnlinie waren es nur noch ein paar Höhenmeter bergab und wir standen vor ihr, der verschlossenen Burganlage. Ist wohl im Privatbesitz und nicht mehr in Betrieb, weil es sich nicht lohnt, obwohl es von außen recht lohnend aussah, mal hineinzuschauen. Egal, weiter bergab auf einem Wirtschaftsweg, bis wir wieder auf festen Grund standen und uns den Weg mit den Radfahrern teilen durften. Auf dem Weg kam man sich wie gemobbt vor. Überall kleine Aufmerksamkeiten an die Radfahrer, wie: Fahrt unsere Kinder nicht tod oder wunderschöngestaltete Rastplätze für die Radler, Versorgungsstationen mit Erfrischungstrunken und Süßigkeiten speziell für die Biker, kleine Fahrräder herausgeputzt (wahrscheinlich so eine Art Pferdewechselstationen) am Wegrand. Zum Glück hatte das Mobbing bald ein Ende und unsere Wege (Rad-und Wanderweg) trennten sich.
Nun ging es noch eine Weile asphaltig weiter, bis der Aufstieg zum Danielsberg begann. Wir liefen entlang des Jägerlehrpfades. Sehr schön!!!
Ich lernte zum Beispiel, dass das männliche Murmeltier Bär genannt wird, das weibliche Katze und die Jungen, Affen! Das wäre eine würdige Frage im Weihnachtsquiz des Alpenvereins Recklinghausen. Aber vielleicht ist es auch Jägerlatein, wer weiß, wie gut recherchiert die Beschilderungen sind.
Oben auf dem Danielsberg angekommen, wir schafften es fast in der Hälfte der angegebenen Zeit, genossen wir erst einmal den Ausblick, dann bewunderten wir den Hubertushof. Eine wirklich gelungene Anlage, wahrscheinlich auf Hochzeiten und romantische Festivitäten ausgelegt. Leider endete die Etappe nicht hier, wir mussten noch ins Dorf Unterkolbitz absteigen. Doch davor schauten wir noch ganz oben an der St. Georgs-Kirche vorbei, sogar hinein und von oben hinunter ins Tal. Und über das Tal hatte man einen sehr schönen Überblick in beide Richtungen. Hier oben ist ein ganz geschichtsträchtiger Ort. Schon vor 6000 Jahren wurden an diesem Platz heilige / religiöse Handlungen vorgenommen.
Da ja heute morgen eine Gewitterwarnung herausgegeben worden war, hatte ich schon ein wenig Sorge, dass wir trocken den Tag beenden würden. Der Abstieg ging auch entlang eines Naturlehrpfades – schön gemacht und wir aßen das erste Mal auf dem Weg Blaubeeren. Walderdbeeren gab es ja schon zu Hauf und sehr leckere, immer eine gern gesehene Abwechslung mit Pausenpotential am Wegesrand. Wahrscheinlich wachsen Blaubeeren nur bis zu einer bestimmten Höhe und auf die hatten wir uns nun herabbegeben. Lobend soll erwähnt sein, dass wir durch das Dorf dann auf alten nicht geteerten Wegen liefen, soweit es möglich war. Irgendwann noch vor 15 Uhr standen wir vor einem Spar, aßen Obst (Melone – gleich am Ausgang) und füllten die Almdudlervorräte auf. Da unser Transfer aber erst um 17 Uhr bestellt war, riefen wir den Mobilitätsservice an und brauchten nicht lange zu warten, bis der Bulli vorm Spar auftauchte.
Und das mehr als rechtzeitig, denn in dem Moment, als er vor uns hielt, ging es los. Der vorausgesagte Regen prasselte auf uns hernieder, bzw. nicht auf uns, sondern auf den Bulli.
Zurück im Hotel die übliche Routine, Duschen und heute Wäsche waschen. Wir waren zeitig zurück und ich hatte im Spar auch eine Flasche Flüssigseife gekauft, günstige Voraussetzungen für das Revival meiner Wanderhose, das Wanderoberteil, die Unterwäsche, Socken und Taschentüchern. Die Sachen bekamen ein großartiges Schaumbad.
Das Abendbrot als Halbpension inklusive zog sich. Salat und Suppe konnte man sich selbst nehmen, dann begann das Warten auf das Hauptgericht und dann das erneute Warten auf das Dessert (Mousse). Heute war kaum was los, die Biker waren alle davongeradelt. Vielleicht ist Montag der Radlertag auf dem Adria-Fahrradtrail in Obervellach.
Wir haben heute etwa ein Viertel der Tour hinter uns. Es ist anders als bei den bisherigen Touren. Wir laufen nicht so hoch, also in nicht in hochalpinem Gelände. Richtige Hütten sind Mangelware. Wir übernachten relativ komfortabel in den Tälern und nicht auf Almen oder noch höher, sondern in der Zivilisation. Wir kommen also eher mit dem normalen Leben der Alpenregion in Kontakt, wo die Mehrzahl der Menschen lebt und arbeitet, wo die meisten der Urlauber ihren Tag verbringen, obwohl wir auf unseren Wanderungen bisher kaum Urlauber getroffen haben, den Himmelbauer mal ausgenommen und am gestrigen Tag im strömenden Regen. (Na und in den Hotels natürlich) Ah sorry, Radler haben wir genug gesehen und in der Schlucht gestern, da waren sie alle die Urlauber und wir mitten drin.
Jetzt erst einmal Gute Nacht.

9. Wandertag Kolbitz – Hirschberg (wie ihn die Einheimischen nennen) –laut Buch Hühnerberg
Es hat heftig geregnet die Nacht, doch als wir am Morgen aus dem Pacher guckten, schien die liebe Sonne. Die Fahrerin, die uns zum Ausgangspunkt des heutigen Tages brachte, meinte, dass es gegen 15 Uhr regnen würde. Wir hatten also ein Ziel. Zum Ziel ging es erst einmal entlang der Möll, am Stausee vorbei bis ins Mühldorf. Hier querten wir die Möll, die Bundesstraße und unterquerten die Eisenbahnlinie um zum Eingang der Barbarossaschlucht zu kommen. Barbarossa hieß nicht etwa der kleine Bach, der sich durch die Schlucht wand, sondern die Schlucht hatte ihren Namen vom Kaiser Barbarossa bekommen, der hier mit seinem Heer auf seinem Italienfeldzug genächtigt hatte (warum gerade in der Schlucht, das ist wohl sehr schwer zu erklären). Ein Gutes hatte aber die Legende, denn ein schöner Wanderweg führt heute durch Schlucht, gut ausgebaut und ohne Legende hätte sich wohl niemand diese Mühe gemacht. Heute fiel uns das Laufen schon schwerer als gestern, schwerer Rucksack? Oder zu wenig zum Frühstück gegessen? Oder zu warm?
Oder war es eine Verstimmung, dass der Weg im Buch ein ganz anderer war, als er ausgezeichnet war und wir gegangen sind, wie ich gerade beim Tagesrückblick bemerke. Die Route scheint sich dynamisch zu ändern. Immer wenn ein Bauer oder Grundstückseigentümer keine Lust mehr hat, die Wanderer über sein Grundstück zu lassen, muss der Weg geändert werden. Dasselbe Alpe-Adria-Trail-Buch unserer Wirtin hat auch für morgen einen völlig anderen Routenverlauf, als er bei uns im Buch ausgewiesen ist. Mir war es schon etwas unheimlich, dass unsere Gehzeiten so lang waren.
Die Wirtin berichtete gerade von solchen Vorkommnissen auf der morgigen Route. Auch erfuhren wir Interessantes vom Landeshauptmann Heider, was er alles für das Mölltal gemacht hat, unter anderem die längste Hängebrücke in den Alpen initiiert oder unterstützt, die wir bei gutem Wetter morgen passieren werden.
Zurück zum Weg. - Vom Ausgang der Barbarossa-Schlucht ging es relativ waagerecht nach Göriach, dort auf Asphalt bis zum Aufstieg nach Hohenburg, auf dem ich etliche Extra-Meter gemacht habe, da ich einen Wegweiser übersah, vorbei an einem Bauer, der mit der Sense seine Wiese mähte hinauf fast bis zur Wallfahrtskirche Maria in Hohenburg. Die Legende über die schwarze Maria, ich kann das jetzt schreiben, weil ich weiß wofür schwarz steht, also für verrußt, hat uns gerade auch die alte Wirtin erzählt (und sie hätte noch 20 und mehr Geschichten erzählt, wenn wir sie gelassen hätten – aber sehr nett und unterhaltsam!). Ich machte ein Foto von der Kirche, wir schauten aber nicht hinein - man hätte vielleicht 30 Höhenmeter zusätzlich machen müssen bis zur Kirche, so 10 Minuten hin und zurück. Das war uns aber in Anbetracht der dunklen Wolke, die aus Westen über die Bergkämme direkt auf uns zurollte, zu gefährlich. Wir wollten trocken ankommen. Von Hohenburg bis zum Tagesziel waren es noch etwa 2,5 km und 150 Höhenmeter auf glattem Asphalt. Während wir die Strecke zurücklegten, tropfte es zwar ganz kurz, aber die Wolke löste sich auf und wir erreichten den Hirschberg bei schönstem Sonnenschein. Heute ist Ruhetag und nur wir und ein anderes Pärchen, Christian und Anja, wir trafen sie bereits im Jägerhof in Mallwitz, die sich schon von der Wanderung auf der Terrasse ausruhten, werden die Nacht hier verbringen.
Es ist eine der einfacheren Unterkünfte mit Gemeinschaftsbad und Toilette auf dem Flur. Da wir aber im Erdgeschoss untergebracht sind und Christian und Anja auf der ersten Etage, ist das auch wie ein Bad und eine Toilette für uns privat.
Noch verbleibt eine halbe Stunde bis zum Abendbrot, ich habe schon Hunger. Von unserem Zimmer haben wir einen direkten Blick auf den Millstädter See (so als Orientierung, wo wir uns gerade herumtreiben).
Heute bin ich wieder mal nachtragend:
Zum Abendbrot saßen wir gemeinsam mit Christian und Anja und haben viel gequatscht. Christian ist Arzt, Blutkrebsheiler, und da hatten wir interessante Themen. Während des Essens auf der Terrasse zogen sich die Wolken rings um uns zusammen. Der Millstätter See war schon in den Gewitterwolken und dort regnete es schon. Die Regen- und Gewitterfront schob sich von zwei Seiten auf unsere Hütte zu. Der Wind frischte auf und wir begaben uns auf unsere Zimmer. Kurz darauf entlud sich dann das Gewitter, sowohl links als auch rechts von uns. Filmen, fotografieren, Gewitter Geräusche aufnehmen, der Himmel war an Dramatik nicht zu überbieten. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und es regnete nur noch, es wurde trotz fortgeschrittener Zeit wieder heller.

10. Wandertag Hirschberg (Hühnerberg) – Gmünd
Der Regen hatte am Morgen aufgehört. Zwar schien die Sonne nicht, doch es war trocken und so konnten wir auch die Hängebrücke heute nutzen, was unsere Strecke entscheidend verkürzte. Gut gelaunt ging es los, und schon nach kurzer Zeit hatten wir unser erstes Naturerlebnis. Eine Rotwildhirschkuh mit ihrem Jungen lief über die Almwiese.
Die Markierung war heute mal wieder an den Schlüsselstellen also an Abzweigungen nicht vorhanden und Asphalt hatten wir nach einem kurzen Waldspaziergang auch ausreichend. Da Komoot auch den Dienst verweigerte, liefen wir im Ungewissen, bis Zelsach. In Altersberg ging es auf die Märchenwandermeile, ein für Kinder schön gestalteter Wanderweg, der zum Schluss über die längste Hängebrücke der Alpen führt, eine beeindruckende Brücke über dem Rachenbach. Danach war aber der Zauber auch schon vorbei, denn es ging auf Asphalt bergab und das fast bis zum Ende der Etappe. Ein schöner Abstieg durch den Wald, der mit einer abenteuerlichen Begegnung mit einem Hofhund endete, unterbrach kurz das Asphaltgelatsche. Da braucht man schon Nerven und der Asphalt hat ja schon mentale Blasen hinterlassen, wie man bestimmt bemerkt hat, aber die werden ja oft zu Hornhaut (heute nennt man das Resilenz oder so). Es ging noch über eine Autobahnbrücke und an der lärmenden Autobahn entlang bis wir dann in Gmünd sehr zeitig ankamen.
Gmünd ist eine kleine, schöne, herausgeputzte, lebendige Stadt in den Bergen mit viiiiiel Kunst und Künstlern. Wir hatten ein Quartier im Prunner, ein altehrwürdiges Hotel, das Teil der Stadtmauer war.
Sachen ablegen und die Stadt erkunden. 1. Burg, 2. Stadtzentrum (Hauptplatz) 3. Kaffeetrinken ebenda 4. Einkaufen (Früchte und Almdudler ebenda) 5. Haus des Staunens anschauen.
Das war wirklich nicht schlecht, was dort geboten wurde, zum Staunen eben. Frequenzen oder Musik war das Thema des Hauses, das alle möglichen Ausstellungsstücke aufbot, wie Töne sicht- und erlebbar gemacht werden konnten oder wie Musik/Töne aus verschiedenen Handlungen entsteht. Man spritzt mit einer Wasserpistole auf Frösche und die quaken Töne der Tonleiter. Oder beim Durchbrechen von Laserstrahlen werden Töne erzeugt. Auch wie Tonfrequenzen Sand-Muster auf einer Art Trommel erzeugen oder Wasserbecken zum Klingen gebracht und das Wasser zu tanzen anfängt. Und noch vieles mehr….
Dann schauten wir in der Künstlergasse bei den Künstlern vorbei. In der Ausstellung von Irene Andessner erhielten wir eine private Führung (wir waren die einzigen Interessenten) und es war verdammt spannend, das fotografische Werk von ihr zu betrachten und noch umfangreiche Hintergrundinformationen zu bekommen.
Unsere relative Abstinenz in kirchlichen Dingen korrigierten wir mit dem Besuch der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.
Alles in allem ein erlebnisreicher, unseren Kulturhorizont erweiternder Nachmittag.

11. Wandertag Gmünd – Seeboden
Wir verließen das uns lieb gewordene Städtchen Gmünd auf der anderen Seite des Flusses und strebten Seeboden am Millstädter See entgegen. Es verging eine Dreiviertelstunde bis wir endlich auf einem Waldweg kamen, der aber auf Grund einer Umleitung (Hangabrutsch) bald wieder zu Ende war. Als wir auf die Straße bogen und uns umschauten, hielt ein Biker an und fragte, wo wir hinwollten. Auf unsere Antwort nach Seeboden, sagtre er, da müsst ihr immer auf dieser Straße bleiben. Nach mehr als drei Kilometer Landstraße, meine A-Resilenz war eigentlich schon lange aufgebraucht, gab es dann nach dem Hangrutsch doch noch einen Weg rechts in den Wald hinein. Die Füße jubelten, endlich wieder Waldboden bzw. Wirtschaftsweguntergrund zu spüren. Auf dem Waldweg gab es dann auch reichlich Bückware, nein keine DDR-Mangelware, sondern leckere Himbeeren und Blaubeeren. Um 12 Uhr machten wir Mittag und erfreuten uns des schönen Wetters und immer noch auf einem Waldweg laufen zu können. Leider war es ziemlich laut, denn der Lärm von der parallel zum Weg verlaufenden Autobahn ließ keine Waldesruh aufkommen. Unser einziger Höhepunkt auf der heutigen Strecke war die Burg Sommeregg in Schloßau. Hier gab es ein Foltermuseum, was wir nicht besuchten, denn ich glaube nicht, dass sie eine Asphatwanderstrecke unter den Exponaten hatten und die mittelalterlichen, inquisatorischen Quälereien hatten wir schon an den verschiedensten Orten der Welt gesehen, in London, in Rothenburg ob der Tauber, …, wo immer sich die Sadisten im Mittelalter rumgetrieben haben.
Aber wir nahmen im Burgrestaurant eine kleine Erfrischung zu uns, Toma ein alkoholfreies Weizenbier, ich einen Eiskaffee.
Jetzt ging es auf die Schlussrunde, auf der wir noch einmal kurz den Weg verloren, da nicht markiert, aber trotzdem immer noch sehr zeitig im Moserhof ankamen. Die letzte Hürde auf dem Weg zum Moserhof war die Hauptstraße. Hier brummte der Verkehr in beiden Richtungen, in etwa so wie zur Rushhour auf der A40 im Ruhrgebiet. Der Moserhof ist ein Wellnesshotel, mit Schwimmbad, Spa, Sauna und halb-natürlichen Badeteich. Wir mit unseren Rucksäcken und Stöcken fühlten uns ein wenig deplatziert.
Die übliche Nach-Wander-Hotel-Ankunfts-Routine behielten wir auch hier bei, duschen, Sachen waschen, Einkaufen im Spar. Bericht schreiben. Abendbrot in einer halben Stunde und dann muss ich ja unbedingt mal ans Seeufer.
Ich glaube, nach einem Drittel der Strecke haben wir uns schon ein wenig in die neue Urlaubsform hineingefunden. Es ist so etwa, als würden wir mit dem Auto in den Bergen wären. Da fährt man am Tag zu einer Sehenswürdigkeit, isst dort auch noch etwas und dann geht es wieder zurück ins Hotel. So ist es etwa auch bei uns, nur das wir nicht fahren. Wir laufen auf dem Asphalt. Und so ein Gebirgsurlaub ist doch schön. Tausende, Millionen machen das so und alle erzählen, dass es schön war.
Na immerhin wir sind dazu noch vorbildlich ökologisch, nachhaltig, umwelltig.
Ich frage mich, was sich die Wanderer auf dem Jakobsweg für Gedanken machen. Da gibt es ja auch viel Asphalt und gleiche Lebensumstände generieren ähnliche Gedanken. Ich denke, dass meine Asphalt-Resilenz heute noch stärker geworden ist. Wir werden es morgen überprüfen, Gelegenheit wird es reichlich geben, 8 km Asphalt sagt Komoot voraus.
Deshalb habe ich auch abgelehnt mit dem Ökomobil (Nockmobil-wobei das Nock für die Nock Berge steht) oder so ähnlich, das den nicht resilenten Wanderer untergejubelt werden soll und verleiten zum Fahren. Nichts da, wir laufen die gesamte Strecke. Dann kann ich wieder jammern morgen.

12. Wandertag Seeboden – Millstätter Hütte
Heute war der wohl bisher schwerste aber auch schönste Tag der bisherigen Wanderung.
Nachtrag: Nach dem Abendbrot war ich alleine am Millstätter See (also ohne Toma). Für meinen Geschmack gab es eigentlich nichts zu sehen. Es war auch nicht so leicht ans Ufer zu kommen, da das Ufer zugebaut ist, man also nicht an den See gehen kann, wegen der vielen privaten Seegrundstücke, nur an wenigen öffentlichen Plätzen.
Der Tag begann mit einem bombastischen Frühstück, gut gestärkt ging es also auf die Strecke.
Den Abstecher zum See, den der Trail vorsah, ließen wir aus. Heute morgen war die „A40“ nicht so voll, was mir aber auffiel, die Autos stanken. Das war mir lange nicht mehr so deutlich geworden, wie heute morgen. Wahrschein hat die gute Waldluft der letzten Tage meinen Geruchssinn wiederbelebt und geschärft. Der Einstieg zum Aufstieg war eine Viertelstunde vom Hotel entfernt und ab hier war der Weg wunderbar. Er schlängelte sich durch die Hanggrundstücke immer im Schatten. Wir genossen das, denn die Sonne hatte schon ne Menge Kraft, wenn es auch noch früh am Tag war. Die Wetter-App hat heute 29 Grad Celsius vorhergesagt.
Nach wenigen Höhenmetern wurden wir gewarnt, dass wir den Weg nicht verlassen sollen, Bogenschützen hätten ihr Übungsgelände im Wald. Und plötzlich tauchte aus dem Wald ein Robin Hood mit Pfeil und Bogen und dickem Wamps auf. Die Sonnenstrahlen, die durch die Bäume brachen, beleuchteten genau den Platz, auf dem er stand, er zielte und schoss ab.
In Tangern ging es vorbei am Golfplatz, wo die Golfer auch die wenigen Meter von Loch zu Loch mit den elektrischen Golfmobil zurücklegten.
Wir legten heute wirklich nur die allerallernötigste Strecke auf Asphalt zurück. Nach Tangern führte ein Forstweg hinauf zur ersten Hütte, zur Pichlhütte. Er wurde auch von Ausflüglern genutzt, die die 700 Höhenmeter bis zur Hütte sparen wollten und von hier loswanderten, oder gar nicht wanderten und nur zu Mittag aßen und wieder nach unten fuhren. Der Forstweg wand sich in Serpentinen, schön schattig und mit gleichbleibenden Anstieg nach oben. Das Bergaufgehen funktionierte gut, eigentlich wie von ganz alleine, wie ein Roboter. Linker Fuß vor rechten Fuß und dann wieder rechter Fuß vor linken Fuß. 1600 Höhenmeter waren zu absolvieren. (16 Mal die Halde Hohewardt hochlaufen.) Der absolute Höhenunterschied betrug von Seeboden (650 über N.N.) zum Tschiernock (Gipfelkreuz 2085 über N.N.) 1435 Meter. Bis zur Pichlhütte gab es nichts Besonderes, aber wir sahen wieder dieses schwarze Eichhörnchen mit weißem Latz. Wahrscheinlich war es ein Hermelin. Zu Beginn des Weges gab es noch romantische Blicke auf den Millstätter See, an den Wegrändern gab es wieder lecker Bückware.
In der Pichlhütte pichelten wir jeder einen halben Liter Flüssigkeit weg. Die Sirenen heulten (Samstag 12 Uhr) und wir brachen zur Sonnenegghütte auf. Es ging über Almwiesen, ziemlich steil bergauf, doch dann mussten wir die mit Schweiß erkauften Höhenmeter wieder bergab gehen. Komoot war uns eine gute Hilfe, wenn mal die Trail-Markierungen fehlten. Die Temperatur blieb konstant, denn die Temperaturzunahme durch die immer höher am Himmel stehende Sonne, wurde kompensiert durch die Höhe. Auch der frische Wind, der mit der Höhe zunahm, ließ den Motor nicht überhitzen. An der Sonnenegghütte hatten wir uns schon auf 1700 Meter Höhe gequält und machten Mittagspause (Toma aß einen kleinen Salat). Von hier waren es noch etwa 350 Höhenmeter bis zum Gipfel. Je höher wir kamen, um so klarer wurde das Bild, wo wir noch hinwollten / mussten. Wir sahen die Gipfel / den Grat. Einfach fiel es uns nicht, denn jetzt gab es keinen Schatten mehr und die Sonne brannte. Die Sicht hatte sich auch eingetrübt und es bildeten sich eigentlich schon Gewitterwolken, doch es war weder Regen noch Gewitter für heute angesagt. Von den Zeichen, der schwülen Luft, dem Wolkenbild und später auch dem auffrischenden Wind war eigentlich mit Gewitter zu rechnen, doch noch stapften wir bergauf und waren guten Mutes, nicht nass zu werden, denn direkt über uns war noch blauer Himmel. Gegen ¾ Vier erreichten wir den Tschiernock. Ein schönes Gefühl und wir waren auch nicht voll ausgepowert, naja die Komoot-App sagte ja auch noch 1 Stunde 40 Minuten Gehzeit voraus. Vom Tschiernock hatte man einen ungestörten Rundumblick in fast alle Richtungen. Man sieht den Hauptkamm, den Großglockner, die Karnischen Alpen und hinunter zum Millstätter See konnte man auch schauen. Im Westen braute sich etwas zusammen, das Vertrauen in die Wetter-App schwand. Wir tranken etwas und liefen weiter. Es war ein schöner Kammweg. Endlich mal ein Kammweg. Ich hatte das Gefühl ein wenig vermisst, oben zu laufen und zu beiden Seiten ins Grenzenlose schauen zu können. Als ich mich aber nach 5 Minuten umschaute, war das Gefühl wie weggeblasen, denn eine schwarze Wolkenwand hatte sich aufgemacht und bewegte sich mit dem auffrischenden Wind direkt auf uns zu. Wir hatten noch mehr als 1,5 Stunden auf dem Kamm zu gehen und ins Gewitter auf dem Kamm wollte ich auf keinem Fall kommen. Wir legten im Tempo zu. Es ging auf und ab, drei oder vier Gipfel waren noch zu passieren. Die Wolke hatte auch im Tempo zugelegt, wir steigerten uns noch einmal. Toma gab auch alles. Wenn beim Aufstieg das Knie oder der Fuß weh getan hatten und ich mir schon Sorgen gemacht hatte, waren alle Wehwehchen vergessen und wie weggeblasen. Der Weg war ja auch zu beachten, wir liefen ja nicht auf einem Forstweg und in solchen Situationen kann es dann schnell mal zu einem Fehltritt kommen, doch hinter uns hoch oben, gefühlt aber direkt in unserem Nacken, schob sich die Wolke immer näher und näher. Es grummelte schon und auf dem Anstieg zum letzten Gipfel fielen die ersten Tropfen, der Wind wurde böig und wir zogen schnell unsere Regenjacken an und stülpten den Rucksack-Cover drüber. Am höchsten Punkt standen die Wegweiser zu den Hütten. Unsere Hütte befand sich nach dem Etappenziel und wir verließen die Orginalroute und begaben uns direkt zur Millstätter Hütte. Laut Wegweiser waren es noch 30 Minuten. Sehen konnte man die Hütte noch nicht, aber 30 Minuten waren schon mal eine überschaubare Zeit. Jetzt hieß es nur noch schnell vom Kamm runter zu kommen, damit wir nicht als höchster Punkt vom Blitz bevorzugt wurden. Die letzten Reserven wurden mobilisiert und im Eiltempo ging es die letzte Strecke bergab. Nach 10 Minuten sahen wir die Hütte auch schon und allmählich entspannte ich mich ein wenig. Die von Komoot angegebene Wegzeit unterboten wir drastisch, wir benötigten nur 55 Minuten und schafften so auch die Gesamtstrecke in 8 Stunden.
Das Erste, was Toma an der Hütte entdeckte, war die Speisekarte und da standen Kletzennudeln drauf. Das Gericht, was im Reiseführer wie warme Semmeln angeboten wurde, dass es jedoch in keinem Restaurant zu Essen gab. Wir bestellten 2 Stück. Eile in unser Lager zu kommen, hatten wir eh nicht, also erst einmal Kräfte und Flüssigkeitsvorräte wieder auffüllen. Es schien, als wäre kaum jemand da. Wir fragten, ob sie vielleicht noch ein Zweibettzimmer für uns hätten. Und siehe da, als die Chefin erschien, durften wir in einem separaten Zimmer schlafen. Die Hütte schien sich ein wenig von den üblichen Alpenvereinshütten zu unterscheiden. Es gab eine heiße Dusche umsonst, sogar WLAN konnten wir nutzen und völlig verdutzt war ich, als die Wirtin sagte, dass es Frühstück erst um halb Acht gäbe.
Tja wie gesagt, der schönste Tag unserer Reise bisher. Schade das kein Gesprächspartner da war, was natürlich auf einer normalen Hütte kein Problem ist.
Das Gewitter oder sagen wir besser der Regen setzte dann doch noch ein, und die Blicke in die Ferne waren wieder dramatisch, fantastisch wie die tiefhängenden Wolken mit der Bergkulisse im Hintergrund ein biblisches Bild abgaben und dann wie mit einem Schwamm das gesamte Bild durch den Regen weggewischt wurde.
Abendbrot – sehr, sehr reichlich, obwohl nur eine kleine Suppe und drei Nudeln. Wir sind die Letzten im Aufenthaltsraum und Toma fallen gleich die Augen zu.

13. Wandertag Millstätter Hütte – Döbriach Hotel zur Post
Wir schliefen gut und lange in der Hütte, waren aber rechtzeitig zum Frühstück wach. Blauer Himmel und ein durch Wasserdampf getrübter Weitblick kündigten einen heißen Tag an.
Das Thermometer würde heute über 30 Grad klettern. Wir hofften auf einen schattigen Abstieg.
Vor dem Abstieg kam der Aufstieg und zwar zum Kamplnock. Die Berge hatten hier die Endung „nock“, was mit den Nockbergen zu tun hatte, in denen wir uns befanden. Es ging auf 2100 Meter. Wir genossen den Weg und waren verwundert, dass uns schon früh am Morgen Wanderer entgegenkamen. Die Ausblicke vom Kamplnock und auch vom Grat, der in Richtung Osten verlief, waren und nun find mal das Super-Adjektiv dazu, eben wunderschön, wir genossen sie jedenfalls. Und sie wären noch besser gewesen, wenn es nicht schon diesig gewesen wäre. Doch das war es nun einmal. Nicht nur Wanderer waren so zeitig unterwegs auch Mountainbiker, die den Gratweg für sich entdeckt hatten und in Kauf nahmen, dass sie hin und wieder mal absteigen mussten. Der Weg war abwechslungsreich. Entlang des Pfades gab es kleine Seen oder Tümpel in denen sich die Wolken und Berge spiegelten (und mitunter auch die Kühe). Wir genossen den Weg, das schöne Wetter, die Aussicht, die natürlich auch den Millstätter See einschloss. Je weiter wir nach Osten kamen, umso mehr Wanderer kamen uns entgegen. Es war Sonntag und viele Kärntner waren unterwegs, nutzen das schöne Wetter für eine Tour.
Doch auch Urlauber, Familien mit Kindern kamen uns entgegen. Am Granattor, was wohl das Ziel vieler Wanderer war, eine Installation zu Gedenken des Granatabbaus in der Vergangenheit, machten wir eine Pause und genossen den Blick auf den See, auf dem zahlreiche Boote kreuzten.
An vielen Kühen vorbei ging es nun erst einmal bergab zur Lammersdorfer Hütte. Wanderer zu Hauf kamen uns entgegen, strebten dem Granattor entgegen. An der Hütte war in etwa Halbzeit und Mittag war es auch schon, sodass wir etwas aßen, Toma Salat, ich eine Heidi, eine Heidelbeerjogurt.
Von hier waren es noch 4,5 Stunden, die mit einem erneuten Aufstieg von 150 Höhenmetern begannen. Wir waren eigentlich froh schon ordentlich abgestiegen zu sein und nun wieder bergauf, was natürlich zu den eh noch verbleibenden Höhenmetern nach unten hinzukam. Doch der Blick vom Jufen, so nannte sich der kleine Gipfel, waren die Anstrengungen ein wenig wert. Gleich nach dem Gipfel stießen wir auf drei wunderschöne Pferde, die hier oben weideten. Doch nun begann der Abstieg ohne wenn und aber. Es ging bergab. Zuerst recht human über Almwiesen, auf Waldwanderwegen und auch meistens im Wald. Doch wir spürten sie schon, die Kraft, die Wärme, der Nachmittagssonne. An der Ambrosiushütte (bzw. kurz davor – der Weg zweigte ab) erster Asphaltweg. Ich bekam einen Schreck und dachte, dass wir den Rest, etwa 900 Höhenmeter -11 km, jetzt Beton laufen müssen. Zum Glück ging es noch einmal durch den Wald bis wir auf einem Forstweg landeten, den wir bis Matzeldorf bergab laufen mussten. Und das in praller Sonne. Die schattenspendenden Bäume waren abgeholzt, die Sonne grillte nach jeder Serpentine ein anderes Stück Haut in meinem Gesicht und Tomas Beine waren nicht gewillt, die Anstrengungen des Bergabgehens widerstandslos hinzunehmen. Sie taten weh. Das Anlegen der Kniebandage verschaffte kurzzeitig ein wenig Linderung. Der Weg war so aufgeheizt, dass er die Wärme zurückstrahlte. Ab und zu konnte man mal im Schatten pausieren, doch das immer nur kurz, denn wir mussten ja weiter. Seit wir die Lammersdorfer Hütte verlassen hatten, trafen wir auch keine Menschen mehr, Kühe schon, aber Wanderer kamen uns nicht mehr entgegen. Kurz vor Matzeldorf, was schon ziemlich weit unten lag, betraten wir die asphaltierte Straße. Die Füße jammerten, das Gehirn hörte weg. Der Asphalt war schon nicht mehr fest, der Erweichungspunkt des Bitumens erreicht, die Penetration bestimmten wir mit unseren Stöcken mit etlichen Zentimetern.
Das Hotel zur Post befand sich in Döbriach in der Nähe der Kirche. Der Trail führte zwar erst zum See und erst morgen zur Kirche, doch wir liefen auf direktem Weg zum Hotel. Der letzte Abstieg in Starfach forderte alle Reserven, vor allem die mentalen, denn die Füße hatten eh keine mehr, die waren fertig. Unten ging es weiter entlang einer großen Straße ohne Schatten auf einem asphaltierten Radweg in Richtung Kirche, nur noch mehrere hunderte Meter, keine Kilometer mehr. Am Ortseingang befand sich ein Spar und er hatte auf!!! Das gab uns wieder Hoffnung, aber keine neuen Kräfte.
Wir kauften Obst und zu Trinken ein und schlenderten die restlichen 300-400 Meter zum Hotel zur Post gemütlich und völlig erschöpft immer noch in unerträglicher Hitze
Duschen, Waschen, Päckchen packen mit Sachen, die wir nach Hause schicken werden, Abendbrot -Buffet mit Musikuntermalung (schrumm, schrumm). Und dann noch den Bericht schreiben, das war nicht leicht. Heute war zumindest zu Beginn ein wunderschöner Tag, doch das dicke Ende, war ganzschön hart.
Sachen, die wir zurückschicken werden (morgen)
1. Mikrofon
2. Kleiner Pinsel (Kamerasäuberung)
3. Kleines Stativ
4. Unterhose
5. Zwei Taschentücher
6. Handtuch
7. Kamelsack
8. Zwei Kabel zum Handy laden
9. Sonnenbrille und Etui
10. Traubenzucker
11. Sonnencreme kleine Tube
12. Kopflampe Frank
13. Kopflampe Toma
14. Handschuhe
15. Schlafsack Hütte (Toma)
16. Rettungssack
17. Halstuch Toma
18. Spray gegen Regen (unterwegs gekauft)
Es läppert sich. Viel leichter wird der Rucksack nicht werden.

14. Wandertag Döbriach Hotel zur Post – Erlacher Haus
Der gestrige Tag hat Kräfte gekostet, Toma hatte sogar noch Schmerzen in der Nacht. Heute ging es laut Beschreibung keinen Schritt bergab. Naja, das ist fast richtig, aber kleine Strecken gab es schon. Bis zum nächsten Ort nach Radenthein ging es ganz entspannt am Bach leicht bergauf. Die Strecke verlief meist im Schatten und so war die erste Stunde ganz angenehmes Wandern. Wir passierten die Magnesitwerke, die den Ort einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung bescherten. Aus dem Schornstein kam blauer Rauch. Da schien etwas mit der Feuerung nicht zu stimmen. Nach dem Werk passierten wir die Brücke und wechselten auf das andere Flussufer, liefen durch die Stadt und dann ging es 400 Höhenmeter in steilem Aufstieg in Richtung Kaning nach oben. Der Weg verlief durch den Wald im Schatten und war recht anstrengend. Das Gefälle lag bestimmt bei etwa 30%. Auf dem Weg fanden wir ein Fläschchen Tabletten, nahmen sie aber nicht mit. Nach 100 Höhenmetern trafen wir auf zwei Mädchen und siehe da, sie hatten die Tabletten verloren. Auch sie liefen den Alpe-Adria-Trail – 3 Etappen und würden im Erlacher-Haus übernachten. Es lief sich eigentlich ganz schön, zwar wurden wir oberhalb von Kaning von zwei wilden Hunden angefallen und der Besitzer meinte nur, sie wären „im Einsatz“. Die überwiegende Strecke bewegten wir uns auf einem Forstweg. Wir konnten heute einmal dem Holzfäller zuschauen, der in einer raupenähnlichen Maschine saß, auf einem total steilen Abhang im Wald, und mit seiner Maschine die Bäume absäbelte, kippte, entzweigte und den verbleibenden Stamm in gleichmäßig große Abschnitte zerlegte. Der ganze Vorgang dauerte keine Minute und der Baum war fein säuberlich zerlegt. Es waren die eher schmalen Bäume, die gefällt wurden, ohne dass sich jemand dabei einen Finger krumm oder die Hände schmutzig machte. Ein zweiter Holzfäller sammelte die Baumabschnitte ein, verlud sie auf einen Anhänger und tuckerte den steilen Hang empor, wo sie dann am Straßenrand zwischengelagert wurden, bis ein großer Transporter sie abholte. Dieser kam uns entgegen und wir konnten uns gerade noch so an den Hang quetschen, um nicht umgefahren zu werden.
Nach etwas mehr als 3 Stunden kamen wir an der Aich-Hütte an, tranken einen gespritzten Himbeersaft, der sich zu meinem Lieblingsgetränk entwickelt hat, und aßen, da es für Toma keinen Salat gab, einen Krapfen. Von der Aich-Hütte war es noch eine gute Stunde bis zum Ziel, die wir auch brauchten, bergauf in der Hitze. Insgesamt war der Weg schön gewählt. Komoot unser Helfer in Sachen Navigation war heute wieder im Einsatz. Manchmal heitert er (oder die App) uns auf, wenn er zum Beispiel meint, umkehren, wenn wir an eine Kehre kommen oder dann sollen wir manchmal links halten oder auch rechts halten, obwohl es keinen Grund gab, anzuhalten. Oft ist er eine Hilfe, manchmal rettet er uns vor Umwegen oder davor, dass wir vom Weg abkommen, aber manchmal bringt er uns auch völlig durcheinander, schickt uns in die falsche Richtung. Da denkt man schon daran, wenn das die KI (Künstliche Intelligenz) mit uns zum Spaß mal später (nicht zu ferner Zukunft) macht.
Nach etwa 5 ¾ Stunden war Zieleinlauf und auffüllen der Reserven, hauptsächlich der Flüssigkeitsreserven. Schöne Hütte, gut besucht, warme Dusche, leider ohne Shampoo, sodass wir unsere eigene Seife zum Einsatz bringen mussten. (Zum Glück haben wir die nicht zurückgeschickt).
Wir haben ein nettes Zimmerchen in der zweiten Etage - Nummer 13.
Ein ganz passabler Tag. Morgen haben wir einen schwarzen Weg – schweren Tag. 1000 Meter rauf, aber auch genau soviel runter.
Nachtrag: Am heutigen Abend saßen wir draußen vor der Hütte und bekamen von Christa spannende Einblicke über das Leben in der Schweiz. Christa ist auch eine Art Weltwanderin und ein paar Etappen auf dem Trail unterwegs.

15. Etappe Erlacher Haus – Falkert Haus (Unterkunft aber in der Pension Hubertus in Bad Kleinkirchheim)
Wir waren ziemlich zeitig munter, Tomas Schmerzen verflogen, der Himmel wolkenlos. Nach dem Frühstück brachen wir auf zu einer schweren Etappe. Dass sie schwer ist, merkten wir schon am ersten Aufstieg, denn obwohl es noch vor 9 Uhr war, brannte die Sonne auf über 1700 Metern über N.N. beträchtlich. Kein Windhauch verschaffte uns Erleichterung. Steil bergauf unter der gnadenlosen Sonne, das ist eigentlich für mich das schlimmste Szenario. Viel leichter schien der Rucksack durch das Wegschicken der Sachen auch nicht geworden zu sein, denn heute hatte ich auch 2 Flaschen Wasser/Zutrinken insgesamt 2,5 Liter mit. Unterwegs gab es keine Hütte und keine Quellen zum Auffüllen der Flaschen. Der Schweiß quoll schon bald aus tausenden Poren und ein Schluck aus der Flasche in eine Öffnung konnte den Wasserhaushalt nicht so schnell wieder in Ordnung bringen. 500 Höhenmeter mussten wir machen und das teilweise über Geröll / Steinfelder, vorbei an ausgesetzten Passagen und kontinuierlich bergauf ohne Schatten. Nach 300 Höhenmetern verspürte ich zum ersten Mal einen ganz kleinen, schwachen Windzug, der momentan Hoffnungen auslöste, die aber nach 10 Sekunden enttäuscht wurden, denn da war diese kurzzeitige Erleichterung schon vorbei. Es hieß sich weiter schinden. Meine Schirmmütze richtete ich ständig nach der Sonne aus. Viel scheint es nicht geholfen zu haben, denn jetzt am Abend brennt der Kopf immer noch. Auf dem ersten „Nock“ angelangt, genossen wir die Aussicht, die leider keine Fernsicht war. Blaue Schleier, feiner Wasserdampf verhinderte, dass wir die entfernten Berge klar erkennen konnten. Da alle in der Hütte zeitig gefrühstückt hatten, liefen wir auch nicht weit entfernt voneinander. Da sich Christa (Coach/Beraterin) ein wenig verlaufen hatte, holten wir sie ein, und gingen den ganzen Tag zusammen.
Kleiner kurzer Abstieg vom Nock und Aufstieg zum nächsten Nock. Hier oben auf 2200 Metern hatte jetzt aber der Wind aufgefrischt und das Gehen wurde erträglicher. Der Schweiz im Gesicht lief noch genauso, wurde aber vom Wind getrocknet (also verdampft), was dem Körper Wärme entzog und ihn ein wenig abkühlte. Wenn Kühlung für den Motor da war, ging es wesentlich leichter. Den zweiten Nock gingen wir nicht bis zum Gipfel, sondern stiegen zum See ab. Am See machten wir Brotzeit und tranken kräftig. Meine Trinkvorräte neigten sich schon dem Ende zu. Vom See ging es weiter bergab, alles heute auf schönen Bergwegen, wenn man mal von den kurzen Geröllfeldern am Morgen absah. Auch nicht wenige Wanderer waren unterwegs, so dass es sich heute wie ein fast ganz normaler Wandertag anfühlte, so wie wir sie kennen und lieben. Auch die Unterhaltung mit Christa machte das Gehen kurzweilig und eine Fokussierung auf die Anstrengungen unterblieb automatisch. Doch jedem Abstieg folgte ein neuer Aufstieg auf den nächsten Nock. Der letzte Nock, der Mallnock, lag noch vor uns. Wir nahmen nicht die Abkürzung und gingen bis zum Gipfel, die letzten 50 Meter wartete Toma auf uns und wir liefen ohne Rucksack zum Gipfel hoch. Vom Mallnock bis zum Ziel ging es ausschließlich bergab. Toma zog sich die Knieschoner an und hatte keine Schmerzen. Als wir uns zum Abstieg fertigmachten, sahen wir wieder die diensthabende Wolke vom Westen aus Richtung Großglocknergebiet auf uns zukommen. Sie war noch nicht schwarz, ein Gewitter war erst um 18 Uhr angekündigt, doch mir schwante nichts Gutes. Unser Tempo bergab konnte sich sehen lassen.
Doch eine gute halbe Stunde vor dem Ziel begann es dann doch zu regnen. Rucksack covern und Kamera verstauen. Die Sachen konnten nass werden, da sie heute eh in die Wäsche kamen. 15 Minuten vor der Hütte brach dann das Gewitter los. Es regnete schon ordentlich und die Abstände zwischen Blitz und Donner wurden auch immer kürzer. Der Hall im Tal war erschreckend laut. Als der Donner dem Blitz nach nur zwei Sekunden folgte, erreichten wir die Falkerthütte, gut nass, aber nicht völlig durchnässt. Wir tranken beide einen gespritzten halben Liter Saft, riefen den Mobilitätsservice an und warteten auf den Rest aus der Erlanger Hütte. Das Pärchen gemixt aus Wiener und Kärntnerin, sehr lustige Typen, kam kurz nach uns an, die beiden Russinnen schafften es nicht bis zur Hütte, bevor wir ins Tal hinab fuhren.
Duschen, Waschen, Einkaufen. Für das Abendbrot wählten wir heute die italienische Pizzeria aus, um uns einen Tag von der lokalen Küche zu erholen.
Salat super, Pasta Klasse, Pizza gerade serviert, und in dem Moment brach das Chaos aus. In der Küche, im Restaurant, wir saßen auf der Terrasse, ein höllisches Geschrei, Gäste, die noch nicht bestellt hatten, verließen schleunigst das Lokal, ich rechnete jeden Moment mit einem Blutstrahl am Fenster. Erst dachte ich, naja Italiener, ganz schön emotional, doch dann flogen Dinge durch die Gegend, und es wurde doch unheimlich. Im Dorf war es gefährlicher als in den Bergen.

16. Wandertag Hubertushof in Bad Kleinkirchheim und wieder zurück – Originaletappe – Falkerthaus – Bad Kleinkirchheim
Der Himmel war bedeckt, als wir aufwachten. Kein blauer Fleck am Himmel. Völlig ungewöhnlich. Heute schon Gewitter am Vormittag? Der Mobilitätsservice kam 35 Minuten eher, was mir gut ins Konzept passte, denn ich war heute allein unterwegs. Toma nahm sich einen Tag off, einen Ruhetag. Das passte insofern gut, da wir zwei Tage im Hubertushof gastierten. Und am Nachmittag wollten wir nach meiner Rückkehr ins Römerbad gehen. Ein junger Mann fuhr mich zur Lärchenhütte, wo ich gegen 9 Uhr ins Rennen startete. Wie ich heute Nachmittag erfuhr, waren unsere Weggefährten bereits kurz nach Sieben Uhr vom Falkerthaus aufgebrochen. Eine weise Entscheidung. Der Weg führte an einem Bachlauf entlang, den man fast bis zum Grat folgte. Und das waren etwa 500 Höhenmeter. Trotz leichterem Rucksack fiel mir der Aufstieg nicht leicht. Zu Beginn pfiffen mich die Murmeltiere auf der anderen Bachseite aus, ließen sich aber nicht sehen. Nach einer Stunde, mehr als 300 Meter Höhe waren gemacht und es schien sogar die Sonne und die Küchenschellen sahen wunderschön im Gegenlicht aus. Oben auf dem Kamm angekommen, ein Schneefeld lag auf der Nordseite auf dem Weg zum See, die Sicht war nicht schlecht, man konnte bis zum Großglockner sehen, obwohl der Himmel bewölkt war und von dort, vom Großglocknergebiet eine große schwarze Wolke in unsere Richtung unterwegs war, und das schon am Vormittag um Elf.
Mir scheint, auf dem Großglockner sitzen die Götter und beraten täglich, wenn sie das Unwetter einleiten sollen und dann schickt Zeus die dicken, schwarzen Wolken los, sich zu entladen oder einfach nur sich zu erleichtern oder eine Träne zu vergießen. Oben an der Scharte blies schon ein kräftiger Wind und mich fröstelte in meinem Wandershirt. Gestern hatte uns die Wirtin der Falkerthütte, Maria, sehr temperamentvolle Frau, erklärt, dass wir den Abstieg zum See und den Wiederaufstieg sparen können, wenn wir über / um den Falkenspitz herumliefen. Das würde etliche Höhenmeter runter wie rauf sparen. Da dieser Weg leider nicht ausgezeichnet war, schaute ich auf Komoot und wählte in etwa die passende Richtung und lief traversierend in Richtung Rödreesnock. Auf dem Weg ging es vorbei an vielen Murmeltierbauen und die putzigen Kerle hielten Wache, doch sobald sie mich gerochen hatten, tauchten sie ab in ihren Bau. Der erst gut vorhandene Weg löste sich plötzlich in Luft auf und ich stieg auf zum Grat, der sich vom Falkertspitz herunterzieht. Oben angekommen wurden aus dem kräftigen Wind sturmartige Böen. Der Himmel war jetzt völlig bedeckt mit relativ dunklen Wolken, die aber waren hoch oben. Die tieferhängenden näherten sich aus Richtung Westen, langsam aber stetig. Es wäre also die höchste Zeit gewesen, an den Abstieg zu denken. Da stand ich auch schon an der zweiten Abkürzung, die uns Maria verraten hatte. Aber da war noch etwas, der Rödreesnock, ein Gipfel über 2300 Meter und der Weg dorthin war eigentlich nicht allzu weit. Da ich heute zwei Abkürzungen nehme, sollte es wenigsten der Gipfel sein. Sobald ich auf dem Anstieg war, der auf dem Grat verlief, wehte ein stürmischer Wind und ich bekam schon ein ungutes Gefühl. Ein junges Mädchen rannte förmlich an mir vorbei auf den Gipfel. 15 Minuten und ich stand auch auf dem Rödreesrock, und es begann zu regnen. Das Anziehen der Regenjacke und des Covers für den Rucksack war schon tricky bei dem stürmischen Wind, denn mein Taschentuch hatte mir der Wind schon aus der Hand gerissen. Ein Beweisfoto und die Kamera verschwanden im Rucksack und es ging bergab, viele hunderte Höhenmeter. Erst einmal zurück zur Weggabelung, zum Wegweiser, auf dem stand 3 Stunden 30 Minuten bis nach Kleinkirchheim.
Der Weg führte über einen Buckel, also man war immer der höchste Punkt und bei dem Gegrummele, das am Himmel abging, war mir schon bange zumute, denn der Buckel nahm kein Ende. Ich lief eigentlich schon nicht mehr, ich rannte. Der Regen fühlte sich durch den starken Wind an wie Hagel. Der Weg war eigentlich gut ausgezeichnet und ich kam gut voran. Als mir ein Paar entgegenkam, er in kurzen Hosen, sie ebenfalls und in einem Top mit Spagettiträgern, wusste ich nicht, ob mich das beruhigt. Ihr Ziel war eine ganz kleine Hütte, 50 Meter entfernt. Der rettende Wald sagten sie, sei noch 30 Minuten entfernt. Der Weg verlief an einem Weidezaun entlang und war gut ausgeschildert. Plötzlich war die Markierung auf der anderen Zaunseite und ich suchte mir einen Durchschlupf. Der nächste Stein mit Markierung war aber nun nicht mehr zu sehen. Wegen des Grummelns entschied ich, den Hang einfach hinunter zu laufen. Keine Markierung, da konnte ich mich nur auf mein Gefühl verlassen. Da es regnete, wollte ich auch mein Handy nicht herausholen und Komoot befragen. Also einfach die Richtung beibehalten, nur, dass es nun ohne Weg weiterging, einfach über die Alm, ab und zu über einen Weidezaun aber ohne Übersteighilfe.
Nach 10-15 Minuten traf ich wieder auf den Weg. Und ich war im Wald. Unter einem Baum machte ich eine kleine Pause, essen, vom Sturm erholen, Sachen ordnen. Die Spannung fiel ab. Der Weg war bis ins Tal hervorragend durchmarkiert. Obwohl steil, „rannte“ ich fast den ganzen Weg bis man das Dorf sehen konnte hinunter und siehe da, da schien die Sonne.
So gegen 14 Uhr waren wir wieder vereint. Kurz erholen, duschen und dann liefen wir über den Parkplatz zum Römerbad. Saunieren. Wieder mal schön. Entspannend.
Wir aßen auch gleich dort zu Abend, aber das war nur heiße Luft, wie in der Sauna. Egal, zumindest hat sich niemand den Kopf eingeschlagen.

17. Wandertag Bad Kleinkirchheim – Arriach
In der Nacht ging ein schweres Gewitter hernieder. Die Slowenische Agentur informierte uns über Schäden im Tal der Soča. Das wäre natürlich sehr schade, wenn bis zu unserem Eintreffen dort, diese nicht behoben wären. Ausgeruht, die einen mehr, die anderen weniger, begann der Tag ganz entspannt mit einer Bergfahrt und die war, dank der Kärnter Card, sogar kostenlos. Es war ein reinigendes Gewitter gewesen in der Nacht, ein paar Wolken hingen noch an den Berghängen, doch bei Antritt der Fahrt war über uns blauer Himmel und Sonnenschein. Als wir die Mittelstation passiert hatten und entsprechend Höhe gemacht hatten, konnten wir weit ins Tal blicken und wir befanden uns schon über den Wolken, die sich dort unten bildeten. Es sah wunderbar aus. Oben an der Bergstation hatte man schon einen irren Weitblick, fast klare Sicht, da das Gewitter den Dunst weggewaschen hatte. Das Blau der Berge mit den weißen Wölkchen im Tal und ganz weit hinten im Westen, aber gut zu sehen, der Großglockner, wir konnten uns nicht satt sehen und waren glücklich mit der Bahn hochgefahren zu sein, denn wer weiß, was in der nächsten Stunde gewesen wäre. Es ging von Gipfel zu Gipfel, von Nock zu Nock und die Aussichten ob links oder rechts, einfach umwerfend, man wollte den Blick nicht abwenden und den Foto immer in der Hand behalten. Wir waren so ziemlich die ersten Wanderer, die mit der Bahn hochgefahren waren und erst langsam füllte sich der Berg mit Menschen. Langsam wuchsen aber auch die Wolken im Tal und Schwaden strebten nach oben. Regen war für heute angesagt, kein Gewitter, aber wer wusste schon genau, was da kommt.
Wir erfreuten uns an jeder Minute, die wir so ein schönes Bergerlebnis mit Weitsicht, Panoramen gespickt, mit Wolken unter uns, herrlichem Sonnenschein, einer leichten, frischen Brise Wind,, genießen durften. Am vorderen Wöllaner Nock krochen die Wolken schon bis zum Grat hoch. Als wir von diesem Gipfel dann abstiegen, lösten wir uns bald im Nebel auf. Zum Glück nicht der Weg, dem zu Beginn einfach zu folgen war, dann aber einige Rätsel aufgab, als es durch den Wald ging. Punkt 12 Uhr machten wir Mittag, Toma ein Schnittchen, ich ein halbes Brötchen von Vorgestern.
Heute ist Halbzeit und dafür haben wir uns einen ganz besonderen Punkt ausgesucht, den Mittelpunkt Kärntens. Hier das Beweisfoto. (Archive (it-wms.com)
Er lag auf unserem Weg und man konnte sich auf dem geografischen Mittelpunkt von einer Webcam fotografieren lassen. (oben ist der Link mit unserem Foto) Im Nachhinein stellten wir fest, dass unsere Weggefährten aus Wien / Kärnten (ein Ehepaar) eine Stunde vor uns dort waren und auch ein Foto gemacht hatten. Von hier war es nicht mehr weit bis nach Laastadt mit seinem Bauernhofpfad (der uns eine halbe Stunde extra kostete, wodurch wir aber auch die Kandelaber-Tanne sahen), dem sich Arriach nahtlos anschloss. Wir kamen im Trockenen an und jetzt regnet und donnert es auch ein wenig. So haben wir das gern! Toller Tag, mal sehen, was das Abendessen im Alten Point unserem Gasthof zum Supertag noch beitragen kann. Toma hat jedenfalls die vielen Höhenmeter im Abstieg prima gemeistert, ist aber erst mal für eine Stunde eingeschlafen.
Nachtrag: Als wir Einkaufengehen wollten, begann es heftig zu regnen; bis zum Abendbrot, währenddessen sich noch ein Gewitter entlud. Das Essen war vorzüglich. Gesättigt unternahm ich noch einen Abendspaziergang zum einen, um die Nachgewitterstimmung einzufangen, zum anderen die Kirchen mir anzuschauen und um Vergebung für unsere Sünde, mit der Seilbahn hochgefahren zu sein, Buße zu tun. Letzteres gelang mir nicht. Beide, die evangelische als auch die katholische Kirche waren geschlossen, Gott wollte mir nicht vergeben, ließ aber die Sonnenuntergangsstimmung ungewöhnlich schön ausfallen, Wolken, Farben, Motive, alles reichlich.

18. Wandertag Arriach -Gerlitzen
Zum Frühstück kamen wir mit den Gästen des Gasthofes Alter Point ins Gespräch und lernten einen fast 80ig-jährigen Mann (Ossi) kennen, der nun schon das siebte Jahr hier verbringt. Spannende Geschichten! Und wir kamen deshalb erst halb Zehn los. Für heute war kein Gewitter angesagt und die Fensterschau-Wetterprognose sagte strahlend – blauen Himmel voraus, nur die Hitze könnte uns oben Schwierigkeiten bereiten. Zwölfeinhalb Halden waren heute zu absolvieren (nur nach oben). Doch es lief sich gut, erst Asphaltstraße, die mich nicht störte (was bin ich resilent geworden), dann Forstwege, alles schön im Schatten. Da es bergauf ging, kamen wir doch ins Schwitzen, aber erträglich. Der Weg führte sehr stetig bergauf, sodass es geradezu Spaß machte. An der nicht bewirtschafteten Hinterbuchholzer Hütte waren Pferde auf der Koppel, eine Stute mit einem Fohlen (letzteres war sehr zutraulich, die Stute weniger). Wir mussten an den beiden vorbei, nicht ungefährlich, da um die Ecke (für uns nicht einsehbar) ein ungewöhnlich riesiger Hengst stand, der sein Maul weit aufriss und mit den Zähnen fletschte und zeigte, was er noch so hatte. Zum Glück war die Koppel schnell gequert und als wir sie verließen, trabte der Hengst zurück in den Stall.
Ohne weitere Vorkommnisse gelangten wir erst in den höhergelegenen Wald, der lichtdurchflutet war und dann auf eine Art Hochmoor oder Wiese mit vielen Tümpeln, die den Blick freigab auf die Julischen Alpen. Wir passierten den steinernen Tisch, ohne dass es Toma bemerkte, und liefen auf lieblichen Waldwegen in Richtung Ziel. An einer Wegkreuzung, an der zu entscheiden war, ob man direkt zum Gipfel ging oder auf dem Umweg über den Alpe-Adria-Trail, erinnerten wir uns an unsere gestrigen Sünden und nahmen den Trail. Dieser passierte die Wassererlebniswelt an der Seilbahnstation. Zur Seilbahnstation ging es über /entlang einer Skipiste bergab!!!, für eine Sommerwanderung eigentlich eine Strafe und noch einmal 100 Meter Höhe verlieren, was für ein Unsinn. Als wir dies realisierten, wohin man uns da gelockt hat, waren es nur noch 100 Meter bis zur Station. Mit etwas Wut im Bauch, dass wir wieder einmal auf einen Marketing – Trick hereingefallen waren, machten wir kehrt und stiegen wieder auf, direkt unter der Seilbahn. Markiert war der Alpe-Adria-Trail eh nicht, die GPS-Daten waren nicht eindeutig (wahrscheinlich war noch nie jemand den angegebenen Weg gelaufen). Nur damit wir in der Seilbahngastronomie etwas tranken oder konsumierten, uns dort hinunter zu schicken, ist aus Sicht einer schönen Wegführung mehr als zweifelhaft. Die Wasserwelt ist etwas für Kinder, die wohl eher nicht zu den Wanderern auf dem A-A-Trail gehören. Gegen 15 Uhr trafen wir oben am Gipfel im Gipfelhaus Gerlitzen ein und meldeten uns beim Wirt. Hier tobte der Bär. (zumindest für Sommerverhältnisse, denn im Winter bringen die Seilbahnen 6000 und mehr Skifahrer den Berg hinauf – pro Stunde!!!). Wir waren die Gäste Nummer 3 und 4. Ein Pärchen hatte schon vor uns eingecheckt, wir ahnten, dass es wohl Phil und Nina sein könnten. Die Wirtin zeigte uns unser Zimmer und das war WOW! Wunderschön durchdesignt, neu, mit Blick auf die Julischen Alpen und Karawanken. Etwas ausruhen, duschen und auf dem Gipfelplateau ein wenig spazieren gehen und die riesige Aussicht genießen. Mich zog es zuerst zu den Paragleitern. Ich schlug Toma vor, für morgen einen Tandemflug zu buchen, damit sie die 1700 Höhenmeter nicht absteigen muss. Sie hat überlegt. (und die Möglichkeit gab es ganz real für 149 Euro)
Und dann trafen wir Phil und Nina wieder. Unser Gefühl hatte uns nicht getäuscht, sie waren die anderen Gäste im Hotel. Phil arbeitet in der Werbung (mit Topkunden) und ist unwahrscheinlich talkative und lustig und das nicht nur, weil er Wiener ist. Wir hatten einen tollen Abend zusammen, genau das, weswegen es sich lohnt, sich auf eine solche Wanderschaft zu begeben.
Heute sah ich den ersten Sonnenuntergang auf unserer Wanderung, mit der Kamera in der Hand.

19. Wandertag Gerlitzen- Gipfel – Ossiach Hotel zur Post
Wie durch ein Wunder wachte ich kurz vor dem Sonnenaufgang auf, machte erst ein paar Fotos aus dem Zimmerfenster und als ich dann doch etwas wacher war, entschied ich mich, raus zu gehen. Der erste Sonnenaufgang im Urlaub, auf dem Gipfel, bei wolkenlosem Himmel. Die Bilder werden nach Aufhübschung nachgereicht.
Frühstück gemeinsam mit Nina und Phil und es war wieder sehr amüsant und kurzweilig. Wir verabschiedeten uns zwar danach, trafen uns aber nach einer halben Stunde auf dem Weg wieder. Sie kamen uns entgegen. Nur wer eine extra Meile läuft, wird es zu etwas bringen.
Dann liefen wir eine Weile gemeinsam, aber sie waren dann doch zu schnell für uns und so genossen wir die Wanderung bergab, denn sie verlief über schöne, schattige Wald- und Forstwege, mal sehr steil, mal steil, halt bergab. Auf der Hälfte des Weges fanden wir Ninas Sonnenschein – Kärnten-Karte und wussten, dass wir auf dem richtigen Weg waren (oder auf dem gleichen falschen). Die Restaurants, die auf der Karte eingezeichnet waren, waren alle geschlossen, sodass wir dann nach 3 Stunden auf einer Bank die mitgenommenen Krümel aßen und die Beine (alles was dazugehört, Knie, Füße, Zehen, Muskeln) ausruhten. Auch die folgenden Restaurants in den Dörfern am See des Ossiacher Sees waren nicht offen. Ja, wir hatten den Mammutabstieg geschafft und gingen nun um den See herum, am Bleistätter Moor vorbei in Richtung Ossiach. Im Bleistätter Moor, eher ein kleiner See, mit belassener Natur, brodelte das Leben. Schwäne, Enten, Kormorane, Frösche, Teichhühner, schwimmendes Federvieh tummelte sich hier. Auf einer Aussichtsplattform machten wir Mittagspause und genossen die Idylle rings um uns herum. Bis hierher war der Tag wunderbar. Etwas verwundert schauten wir auf das Restprogramm, als wir entdeckten, dass wir noch einmal 100 Höhenmeter absolvieren mussten. Als wir um den See herum waren, entlang der Hauptstraße, 300 Meter in der brütenden Sonne, auf einem geteilten Fuß- / Radweg zurückgelegt hatten, mussten wir uns entscheiden, dem Adria-Trail zu folgen (100 zusätzliche Höhenmeter) oder die kürzere Variante auf der Hauptstraße zu nehmen. Ritterlich entschieden wir uns für die 100 Höhenmeter oder den kühlenden Schatten des Waldes, gegen die stinkenden Autos, die nervenden Fahrradfahrer und die unbarmherzige Hitze, die im Schatten, und wir liefen in der puren Sonne, bereits über 30 Grad erreicht hatte.
Die ersten 50 Höhenmeter hatten wir, gekühlt durch den Wald, locker zurückgelegt, als sich uns eine Tanne in den Weg legte. Der Sturm hatte sie wahrscheinlich diese Woche umgeknickt und niemand wusste davon. Die restlichen 50 Meter schafften wir auch, doch dann standen wir vor mehreren umgestürzten Bäumen und ein Durchkommen auf dem schmalen Weg war schwierig. Da wir jedoch keine Lust hatten, den Weg zurückzugehen, bahnten wir uns einen Weg durch Tannenzweige, stiegen über große Äste und zum Schluss kletterten wir noch über die Baumstämme. Dabei hatten wir alle Insekten von dem Grünzeug abgestreift und die Mücken fielen über uns her. Es juckt immer noch.
Das Interessante an der ganzen Aktion war, dass obwohl auf der Karte, die Hauptstraße fast eine Gerade war, also die kürzeste Verbindung, zwischen zwei Punkten, hatten die Marketing Strategen die Zeit auf dem Waldweg kürzer angegeben. Uns sollte es recht sein. Aber die Zeit wurde nicht weniger im Laufe der Zeit, sondern blieb erst gleich, dann wurde sie sogar mal mehr. Ich kam mir vor wie ein Fisch an einer Angel, der mal mehr und mal weniger Leine von den Marketingstrategen bekam. Und erst, als dies uns zu bunt wurde und wir zur Hauptstraße abstiegen, schienen wir dem Ziel zeitmäßig näher zu kommen. Die letzten 1,3 km stapften wir in garender Hitze über Felder dem Hotel Post entgegen. „Well done“ kamen wir an.
Unser Zimmer war in Opas Haus, nicht im Hotel selbst, ohne WLAN, ohne Shampoo aber sonst ganz okay.
Wäsche waschen, Abendessen lecker, jetzt noch einen Abendspaziergang an den See und es ist immer noch erdrückend warm.
Nachträge:
1. Als wir ins Dorf einmarschierten, schwebten über uns die Paragleiter, die vom Gerlitzengipfel losgeflogen waren. Sie sind also über den gesamten See „geglitten“. Toma hätte also bis vor die Haustür fliegen können. Ein Labsal für die Knie.
2. Der Abendspaziergang war toll. Wir schauten uns den Stift an, inklusive Friedhof und Kirche, wirklich schön. Auch ans Ufer des Sees war es ganz einfach zu gelangen, frei zugänglich, super.
3. Ich rief noch die Trail-Angel an und erzählte, dass der Schluchtenweg gesperrt ist und ob sie uns eine Ausweichroute empfehlen könnten. Sie wussten nicht einmal, dass die heutige Route auch vom Sturm vor einer Woche beeinträchtig ist, also Bäume den Weg versperrten und die Sperrung sei eine Privatinitiative

20. Wandertag Ossiach – Velden
Eigentlich wollten wir am Morgen darauf hinweisen, dass man uns etwas stiefmütterlich (nicht entsprechend der gebuchten Kategorie) einquartiert hatte, aber das Frühstück, was Toma als Vegetarierin serviert bekam, war so toll, mit Schinken und Wurst und einer großen Scheibe Tofu schön zubereitet, und mit viel Extraaufwand, dass wir natürlich davon absahen.
Wir hatten uns über Nacht eine Alternativroute ausgeschaut und folgten dieser mit Hilfe von Komoot. Doch auch heute stießen wir nicht nur einmal auf Hindernisse auf dem Weg, umgestürzte Bäume waren zu umgehen oder man musste sie überklettern, wenn das Umgehen wegen steiler Abgründe nicht möglich war. Die Temperaturen waren heute extrem (warm). Irgendwo in Europa sollen wohl wieder historische Höchstwerte erreicht werden. Und es war schon heiß in der Frühe. Zum Glück stiegen wir im schattigen Wald empor, was doch eine beträchtliche Abkühlung gegenüber der Straße ausmachte. Trotz Komoot kamen wir von unserer Route ab und machten einen Umweg zum Tauern-Teich. Der Sturm hatte auf dem gesamten Weg ordentlich gewütet. Die Wege waren ausgewaschen, überall lagen abgebrochene Zweige, Äste oder Bäume rum und einige der entwurzelten Bäume lehnten an anderen Bäumen und konnten jede Zeit zu Boden krachen. Zu Fuß war es schon nicht einfach die Barrikaden auf dem Trail zu überwinden, mit dem Fahrrad schon fast unmöglich. Aber auch Biker kamen uns auf dem Anstieg entgegen.
Am Tauern-Teich hatten wir fast den gesamten Aufstieg geschafft, doch bei einer Baumkletterei verlor Toma ihre Sonnenbrille (das konnten wir anhand von Fotos und Videos ziemlich genau eingrenzen, wo es passiert war), sodass wir wieder zurückmussten, bergauf. Danach stimmten wieder einmal GPS-Daten mit der Wegführung nicht überein, zum Glück war der Weg gut markiert und wir hörten nicht auf die Technik (bzw. fühlten uns ein wenig gemobbt von ihr, diese ewige Besserwisserei von Komoot – und dann ist das noch eine Frauenstimme ). 1. kleine Mittagspause auf einer Bank mit Aussicht, 2. größere Mittagspause in einem Lokal, Trinken. Inzwischen liefen wir ja schon Asphalt und es war schon grenzwertig bei dieser Hitze zu wandern. Vor der Ruine Hohewart ging es wieder durch den Wald, doch so erfrischend wie am Morgen war es bei Weitem nicht mehr, aber alle Male besser als auf der Straße, ungeschützt der Sonne ausgesetzt. Wir waren auch ziemlich allein unterwegs, obwohl im Restaurant ne Menge Leute saßen. Auch die Dörfer schienen wie ausgestorben. Keine Seele zu sehen oder hören (und auf Arbeit konnten die Menschen ja auch nicht sein, es war Sonntag)
Die Ruine Hohewart (es ist nicht unsere Halde) lag sehr einsam, verlassen und verfallen im Wald auf einem bewaldeten Hügel, man sah sie somit nicht von der Ferne, sondern erst wenn man sich schon quasi in den Festungsmauern befand. Zumindest war sie zugänglich und nicht abgesperrt. Wir gönnten uns eine kleine Pause zum Fotografieren.
Nun ging es wirklich fast nur noch bergab und erfreulicherweise meistens durch den Wald. Den Saisersee passierten wir schon müde und mit Gedanken, wie „Der Weg ist das Ziel“ – auch bei diesem Wetter? Der Schweiß diffundierte aus hunderten, tausenden kleinen Öffnungen, bildete einen dünnen Film auf der Haut (wie bei einem Dünnschichtverdampfer) doch die Verdampfungsleistung war nicht groß genug und so bildeten sich erste kleine Tropfen, die sich dann aggregierten zu größeren und die bei entsprechendem Gewicht (also Größe der Tropfen) von der Schwerkraft getrieben, im (auf dem) Gesicht hinunterliefen und auf ihrem Weg die kleinen Tropfen einsammelten, ein Rinnsal wurden und als so genannter Schweiß ihr Ende im Wandershirt fanden.
Ab und zu wurde dies kompensiert durch einen großen Schwall aus der Flasche.
In Kanzelhofen sahen wir dann den Wörtersee. In einer Kehre an einem Ausblick mit Bank machten wir noch einen Stopp, tranken etwas, aßen die restliche Früchte und bewunderten den See. Da wir weit ab vom Ufer unser Hotel hatten, würden wir ihn auch nicht besser zu sehen bekommen. Von hier ging es unter der Autobahn A2 zur Teufelsschlucht. Und fast genau unter der Unterquerung lagen wieder Bäume auf dem Weg, ein letztes schweres Hindernis. Gefehlt. Denn als wir am Abgang zur Teufelsschlucht standen, hing da ein Schild: „Weg gesperrt.“ Auch hier schien der Sturm sein Werk vollbracht zu haben. Umkehren und noch einen halbe Stunde Umweg laufen und es war endlich zu Ende. Übrigens, wir brauchten die letzten Tage immer mehr an Zeit, als im Buch angegeben. Leider können wir uns kein Hitzefrei geben.
Als wir zum Abendbrot 18.30 Uhr in das Hotel nebenan liefen (geduscht, gekämmt….) nahm uns die Hitze fast den Atem. Kein bisschen Abkühlung.

21. Wandertag Velden – Baumgartenhöhe -Letzter voller Tag in Österreich.
Ein Wettkampf mit dem Blitz stand heute auf dem Plan. 15 Uhr war laut Wetter-App Regen / Gewitter angesagt. Um Neun starteten wir und hatten eine vorgegebene Zeit von 6 Stunden 15 Minuten bis zum letzten Ziel in Österreich. Es war immer noch heiß oder schon wieder, der Weg sehr asphaltlastig, und etliche Kilometer lang. Die erste Stunde ging relativ schnell rum, dann kam die Strecke an der Drau, was so spannend war, wie in Marl am Kanal entlanglaufen und wir liefen in der prallen Sonne. Danach über Brücken, große Straßen, kleine Straßen, vorbei an Marterle (Wegkreuze entlang des Marienpilgerweges), gefühlt wie in der Backröhre, Oberhitze 50-60 Grad Unterhitze 30-35 Grad. Heute lief der Schweiß durch bis an die Waden, denn das Wandershirt und auch die Wanderhosen waren nass und hatten keine Kapazität mehr den Schweiß aufzusaugen.
Völlig surreal war es , als wir zur Mittagzeit durch ein Strandbad am Faaker See liefen. Pause dann nach vier Stunden Quälerei in Faak am See. Ein leckerer Eiskaffee und eine Limonade kühlten ein wenig den Motor. Für die letzten 6 Kilometer brauchten wir noch einmal zwei Stunden. Beim Aufstieg zur Finkensteinburgruine, es ging durch den Wald aber „Offgrid“, wie Komoot das nennt, sehr steil, fühlte ich mich ein wenig wie im Grand Canyon, den Hitzetod vor Augen. Der Almdudler schmeckte wie ein fast noch heißer Kräutertee und verschaffte auch keine Erleichterung mehr, reduzierte aber ein wenig das Dehydrierrisiko. Und als wir dann an der Ruine aus dem Wald herauskrabbelten, ich dachte, wir hätten es geschafft, wies das nächste Schild sofort darauf hin, dass es noch 30 Minuten waren und fast 100 Höhenmeter. Heute war ich wirklich platt, als wir ankamen und Null Bock, Tagebuch zu schreiben.
Bleibt also nur noch zu vermerken, dass wir den Wettkampf knapp verloren hätten!!! (wir waren 15.30 Uhr im Hotel), aber bis jetzt ist noch keine Tropfen Regen gefallen, geschweige denn ein Blitz am Himmel aufgetaucht. Schade eigentlich.
Nachtrag: Ich schlief schon, Toma nicht als das Gewitter losbrach bzw. wir es aus der Ferne sehen konnten. Im Westen, in den Nockbergen begann der Himmel zu leuchten. Blitze erhellten die Berge alle 4-5 Sekunden, genauer die Wolken über den Bergen. Die Blitze selbst waren nicht zu sehen, doch das ganze Gebirge wurde erhellt. Ich habe noch nie in der Frequenz und der Dauer Blitze gesehen. Es hörte nicht auf, sodass auch ganz einfach Bilder mit der Kamera gelangen. Auf fast jedem Bild (Belichtungszeit 8 Sekunden) war ein Blitz zu sehen, bzw. sein Licht, dass die Nockberge erhellte. Video habe ich auch gemacht, schauen wir mal, was geworden ist.

22. Wandertag Baumgartnerhöhe – Kranjska Gora
Wie durch ein Wunder starteten wir heute schon 8.30 Uhr. Eine schwarze – schwere – Etappe stand uns bevor. (1291 hoch, 1397 runter, 21,4 km)
Direkt vor unserem Hotel waren ausreichend Wegweiser und ganz oben prangte das Zeichen vom Alpe-Adria-Trail. Wir folgten dem Zeichen, um dann nach 20 Minuten feststellen zu müssen, dass wir nicht auf dem richtigen Weg waren, der über den Jepzasattel (Grenze Österreich / Slowenien) führte. Unser Weg ging direkt ohne Umschweife, ohne Serpentinen steil nach oben. Zurückgehen kam nicht in Frage, 100 Höhenmeter dem richtigen Weg opfern, an solch einem Tag – no way. Also hieß es schwitzen auf dem anstrengenden Anstieg, bei dem im Übrigen wesentlich weniger Entfernung zurückzulegen war. Es lohnte sich also, die Qualen. Unser Motor heizte sich schnell auf und der Schweiß floss heftig. Die Brille beschlug und das Sauberwischen half nicht viel. Kurz darauf war sie wieder beschlagen. Manchmal flossen die Wassertropfen an den Gläsern hinunter und das Rinnsal schaffte ein kleines Sichtfeld. Die Sachen waren nass, doch der Kühleffekt stellte sich nicht ein, trotz, dass wir im schattigen Wald liefen und später auch in der Wolke. Unsere Aufwärtsgeschwindigkeit war etwa 350 Meter je Stunde. Nach 1 ¾ Stunden frischte der Wind dann doch auf und es wurde regelrecht kalt, da nun das Wasser auf der Kleidung auskühlte und verdampfte. Der Wind bewegte auch die Nebelschwaden der Wolken und ließ die Sonne den Nebel durchdringen, was unwahrscheinlich schön Brechungen und Beugungen der Lichtstrahlen in den Tannenbäumen hervorrief. Nach 2 ¼ Stunde standen wir auf dem Kamm, auf einer Scharte und vor uns lag Slowenien. Erkennen konnte man dies nur an einem unscheinbaren Würfel (20 x 20 cm groß). An dieser Stelle kreuzte sich unser Weg auch wieder mit dem A-A-Trail, wir waren also wieder auf dem richtigen Weg und hatten ne Menge abgekürzt. Die ersten Wesen, die wir in Slowenien sahen, waren Schafe, die blökend auf uns zuliefen, den Kopf nach unten, nicht schauen, aber fressen.
Vom Pass führte der Weg leicht nach unten und erreichte bald wieder den Kamm und wir hatten eine märchenhafte Aussicht zurück nach Österreich hinunter in das Tal der Drau. Doch auch die Ausblicke in Richtung Slowenien waren nicht schlechter, obwohl es hier schon ein wenig diesig war und die Gipfel in den Wolken. Wir liefen also noch eine ganze Weile auf dem Kamm, stiegen ab und wieder auf, genossen die fantastischen Aussichten, bis es dann nur noch bergab ging und das ziemlich lange. Der Abstieg wollte und wollte kein Ende nehmen. Obwohl wir immer wieder mal eine Pause einlegten, an Erholung war nicht zu denken. Schon ziemlich weit unten begegneten wir einer Wanderin (Sabrina) mit Hund, die schon 10 Tage unterwegs war und auch bis zur Adria laufen will. (Wenn es denn der kleine Hund (Emma) überlebt.)
Zum Schluss ging es noch an einem Fluss entlang (wir hatten heute bis auf wenige Meter im Zielort keinen Asphalt, super) bis wir nach dessen Überquerung auf einer etwas abenteuerlichen Brücken schon in Kranjska Gora waren. Hier gingen wir erst in ein falsches Haus, standen dann aber vor der verschlossenen Tür unseres Hotels, das heute Ruhetag hatte und niemand da war. Nach einem Anruf und 5 Minuten warten, checkten wir dann ein. Sachen ablegen, Einkaufen, Duschen, Abendbrotessen und das Gewitter brach los, als wir im 200 Meter entfernten Restaurant Platz genommen hatten.
Jetzt ist das Gewitter schon wieder vorbei und so ziemlich alles über den heutigen Tag auch gesagt.

23. Wandertag Kranjska Gora – Trenta
Der wohl erlebnisreichste Tag der bisherigen Wanderung
Und weil das so ist, werde ich wohl das eine oder andere vergessen, wenn ich jetzt kurz vor 22 Uhr die Tageszusammenfassung schreibe.
Wir sitzen bzw. liegen halb in den Betten unserer kleinen Hütte (maximal 3x 3 Meter im Grundriss und das schräge Dach beginnt am Boden). Das Schreiben ist etwas unbequem und aufrecht Stehen kann man nur im Türrahmen.
Frühstück gab es schon 7 Uhr und wir starteten sehr zeitig auf unsere Tour, ¼ Neun (8.15 Uhr für die Norddeutschen). Schönes Wetter, und ein wunderschöner Weg hinaus aus der Stadt. Und gleich kam auch schon das erste Highlight, der See Jasna (Der Klare). Bombastisch gelegener See, ringsum eine beeindruckende Bergkulisse, das Beste, was wir bisher hatten. Von hier ging es an der Pisnica entlang, ganz kurz an der Straße, dann weiter im Wald. Die schon recht hochstehende Sonne verdampfte das Wasser der Pricnica und so bildete sich Nebel über dem Fluss, meist nur leichte Dunstschleier, an manchen Stellen aber auch nebelartige Schwaden. Romantik pur, märchenhafte Motive, besonders wenn der Fluss in künstlichen und natürlichen Kaskaden zu Tale stürzte. Der Wanderweg war glatt bedeckt mit weißen Steinchen, man könnte denken ausgelegt. Es war ein äußerst bequemes Wandern. Wir fragten uns natürlich, wenn es denn endlich bergan gehen würde, da wir ja heute etliche Höhenmeter auf dem Plan hatten. So langsam begann der Weg anzusteigen, wenn die Prisnica zum Beispiel in die Tiefe stürzte. Der Blick nach vorn, nach Hinten oder zur Seite wurde stets begrenzt von gewaltigen Bergen, die eine eindrucksvolle Kulisse um das schöne weiße Tal der Prisnica bildeten. Irgendwann bogen wir dann doch aus dem Tal ab und wanden uns wieder der Straße zu, und hier ging es dann auch aufwärts. Doch der Aufstieg war gut gehbar. Nächste Sehenswürdigkeit war die russische Holzkirche, die Kriegsgefangene im ersten Weltkrieg errichtet hatten, genauso wie die Straße zum Pass. Oberhalb der Kirche verlief der Weg in einer Art Flussbett weiter, zumindest floss uns Wasser entgegen und wir wussten nicht so recht, ob wir auf dem Weg sind oder im Fluss. Dann hieß es Höhe machen im schattigen Wald aber auf echt bequemen Untergrund. Obwohl wir nicht weit von der Straße entfernt liefen, war der Verkehr aber nur zu merken, wenn wir die Straße querten (2-mal glaube ich) oder wir ein kurzes Stück auf Asphalt zurücklegten. Wir gingen zügig und überholten sogar zwei Fahrradfahrer (ohne E-Antrieb). Relativ entspannt, aber natürlich durstig und bereit für eine Mittagspause kamen wir in Vrsic auf dem Pass an. Toma gönnte sich einen leckeren Kuchen, ich löschte meinen Durst. Als eine Kellnerin zu einem Gast sagte, es würde in einer halben anfangen zu regnen, brachen wir auf. Vor dem Gewitter wollten wir zumindest vom Pass abgestiegen sein, am besten bis in den Wald. An der nächsten Hütte, schon auf dem Abstieg, es war keine halbe Stunde vergangen, fielen die ersten Tropfen. Wir zogen unsere Regenkleidung an und waren bereit für den Regen. Der ließ nicht lange auf sich warten und in der Ferne grummelte es auch schon gewaltig. Die Wolken entluden sich, verschafften sich Erleichterung und wir wurden gut nass, liefen aber die Straße weiter bergab. Das Gewitter war schon ziemlich nah und es war dunkel wie bei einer totalen Sonnenfinsternis, tja die Sonne war auch weit und breit nicht zu sehen. Dafür war der Regen nun sintflutartig, der Wind peitschte uns die Wassermassen entgegen und letztendlich hagelte es auch noch. Die Motorradfahrer hatten sich unter Bäume verkrochen, die Autos fuhren nicht mehr, Sturzbäche liefen die Straße hinunter und bogen dann auf den Alpe-Adria Trail ab, an ein Laufen durch den Wald war in diesem Augenblick nicht zu denken. Als dann doch zu heftig hagelte, sahen wir eine Frau unter einem Baum (besser hinter einem Baum, denn der Regen kam seitlich von schräg oben und so war nur der Stamm ein Schutz) und gesellten uns zu ihr. Ein junge Frau aus Calgary, aus Kanada, die noch über den Pass wollte. Das Gewitter war jetzt auch fast direkt über uns und es krachte gewaltig. So ganz geheuer war es uns schon nicht. Zwei Blitze als parallele Lichtstrahlen gingen direkt vor uns nieder und augenblicklich folgte der ohrenbetäubende Knall des Donners. Auch den folgenden Blitzen folgte auf dem Fuße ein gewaltiger Donner, das Gewitter tobte sich direkt über uns aus. Nach einer Viertelstunde ließ der Regen dann etwas nach, es wurde ein wenig heller und nässer konnten wir eh nicht werden, also gingen wir weiter und wünschten der Kanadierin viel Glück (bis zur Hütte waren es vielleicht noch 10 Minuten zu gehen).
Ein Querweg führte uns weiter unten von der Straße zurück zum Adria Trail, den wir auch sofort an einer Markierung erkannten. Das Schlimmste war vorbei und so liefen wir zwar nass aber guten Mutes bergab. Die Sturzbäche hatten auf dem Waldboden auf dem Weg eine Spur ausgewaschen. Aber die Bäume standen alle noch. Da wir durch den Wald gingen und es von den Bäumen regnete, gingen wir bestimmt noch eine Stunde im Regen abwärts. Irgendwann regnete es zwar noch, aber der Himmel schien schon blau zu sein. Als wir aus dem Wald heraustraten, konnten wir uns davon überzeugen, dass der Regen aufgehört hatte und nur noch von den Bäumen das Wasser tropfte. Die Ausrüstung hatte sich im Wesentlichen bewährt. Tomas Schuhe waren ein wenig nass. Beide Rucksackcover hatten unten – unterhalb des Rucksacks, wo der Cover eine Art Sack bildete- Wasser angesammelt, sodass der Rucksackboden nass war. Der Abfluss mit dem Loch funktionierte nicht. Regenhose und Regenjacke haben ihre Funktionen erfüllt.
Etwa in Srednji Verch betraten wir das Tal der Soča. Der Abstieg war bisher ganz manierlich und nicht allzu steil gewesen, also gut begehbar.
Stichpunkte (Es ist spät und ich total müde):
• Entfernung stimmt nicht – Angaben Komoot und GPX Daten mit Realität (Realität – Messung mit Uhr und Zählen der Schritte) ist immer weiter als die Angabe im Buch oder in der Beschreibung
• Liefen am rechten Flussufer nicht auf der Straße
• Kurz bevor Campingplatz begann es erneut zu regnen.
• Ganze Hütte voller nasser Sachen, aber im Rucksack bei mir alles trocken in den Beuteln
• Ganz tolles Abendessen
• Aber alles andere als glamourös, also Glamping, wie von der Agentur versprochen
• Aber nette Gastgeber
• Jetzt Schluss, da Toma schlafen will 23.00 Uhr

24. Wandertag Trenta – Bovec Entlang und im Tal der Soča
In der Nacht über mir (nein nicht der Sternenhimmel) sondern eine Leine mit nassen Sachen, die hoffentlich alle trocken werden. Sie wurden es. Am Morgen noch einmal das Gemeinschaftsbad und die Gemeinschaftstoilette für alle auf dem Campingplatz, also Frauen und Männer nutzen (Unisex-Toilette), frühstücken und relativ spät los. Bevor es losging entdeckte ich in der Unisextoilette einen fest-installierten Fön und holte schnell meine Kamera, die seit gestern ein Problem mit dem Belichtungskorrekturrad hatte. Es funktionierte nur noch im positiven Bereich. Ich gönnte also meiner Sony A7 iii eine warme Wind-Dusche und siehe da, es funktionierte wieder. Was für ein Glücksgefühl. Weniger gut stand es mit Tomas Handy, dass ich auch mit dem Fön Feuer unter dem Chip machte. Man konnte gut sehen, wie die voller Wasser stehenden Linsen frei wurden, das Wasser verdampfte und ich sah sogar, wie die Kamera kurzzeitig wieder funktionierte. Aber leider, sobald der Fön nicht mehr auf das Handy pustete, war wieder Kondensationswasser in den Linsen und die Kamera funktioniert nicht mehr. Zur völligen Überraschung ließ sich aber Komoot laden und wir konnten die App zur Orientierung nutzen.
Heute hatten wir ausgiebig Zeit das schöne Tal der Soča zu genießen, viele Fotos zu machen von dem smaragdgrünen Fluss, der in seinem Oberlauf erst kristallklar von den Bergen seinen Lauf zum Meer begann und erst später, als er tiefer wurde, das wunderschöne Grün annahm. Die Sonne schien, wir liefen im Schatten ohne zu Bummeln, aber auch nicht mit Vollgas. Jede Brücke über den Fluss betraten wir und machten Fotos, da die Motive von der Mitte und dann noch über dem Fluss immer besonders schön waren. Unter einem der Fluss und am Horizont die hohen Berge, zwar sehr kontrastreich durch die grelle Sonne und das kalksteinhaltige helle Flussbett mit den dunklen Bäumen, die den Fluss durchgehend einfassten.
Stromschnellen, große Felsen im Fluss, Kaskaden, ein breites ausuferndes Bett, in dem das Wasser dahinplätscherte und dann wieder Abschnitte, wo sich die Schlucht verengte, das gesamte Wasser sich durch eine in Jahr-Millionen ausgewaschene steinerne Rinne presste und genau hier die Soča ihre fantastische Farbe annahm. Die Brücken über die Soča waren teils abenteuerliche Hängebrücken und sie kamen gut ins Schaukeln, wenn man darüber lief. Um zu fotografieren musste sich das System wieder beruhigen. Wenn jedoch, wie am heutigen Tag häufig, die nächsten Urlauber über die Brücke gingen und dann natürlich gleich wieder zurück, denn nur ganz, ganz wenige gingen den ganzen Weg, viele ließen sich mit einer Busvariante von Hopp on Hopp off zu den Brücken fahren, dann schlingerte die Brücke ständig und nicht die Urlauber, noch ich, konnten ein vernünftiges Bild machen. Und es war auch nicht ganz ungefährlich, denn die Seitenbegrenzungen waren relativ niedrig und bestanden meist nur aus zwei Stahlseilen, an denen man sich zwar festhalten konnte, die aber ebenso schaukelten.
Auch der Wald entlang des Flusses war sehr schön. Ob es nun die bemoosten Steine war, die schöne Streckenabschnitte bildeten oder die Moosstreifen, die von den Bäumen hingen, märchenhaft, wozu auch die Sonne beitrug, die die richtige Lichtstimmung zauberte. An manchen Abschnitten, besonders noch am Beginn der Wanderung (also morgens), lag auch wieder ein Schleier über den Fluss, das Wasser verdampfte.
Wie gesagt, je weiter wir flussabwärts kamen, desto mehr Wanderer trafen wir, manche auch mehrmals (da mit dem Bus unterwegs), und es waren dann nicht nur Wanderer, der Fluss wurde genutzt, wozu es nur ging. Die Tollkühnen sprangen von den Brücken ins Wasser, noch Abenteuerlustigere fuhren mit dem Kajak gegen den Strom in den ganz engen Abschnitten tief unten in der Enge, wo kaum noch Licht ankam, geschweige denn Sonne, auch Angler sahen wir. Viele hatten sich nur eine Stelle am Ufer gesucht und sonnten sich, genossen das Rauschen des Wassers und ließen die Füße in der Soča baumeln. An sandigen Uferabschnitten, schon weiter unten, wo wir am Nachmittag vorbeiliefen, gab es regelrechten Badebetrieb.
Bei all dem Trubel, der beeindruckenden Natur des Sočatals mussten wir aber noch 20 km bis nach Bovec laufen. Etwas mehr als 2 Kilometer vor dem Ziel führte der Weg weg vom Fluss, und wir mussten auf Asphalt noch 60-70 schreckliche Höhenmeter machen, dann alles wieder bergab bevor wir Bovec am Kreisverkehr erreichten. Noch hundert Meter und wir erreichten das Boutique-Hotel (Kategorie Komfort – die höchste für uns). Ganz schick, aber kein Restaurant. Vor dem Abendbrotessen gingen wir schnell in den Mercator (10 Minuten hin und 10 zurück) und deckten uns mit Getränken und Obst ein. Es war Hochsaison. Das hatten wir schon unterwegs verstanden, auch die Campingplätze waren alle voll und so war es mit den Restaurants auch. Ohne Reservierung keine Chance. In einem kleinen Restaurant, sehr bescheiden ergatterten wir dann doch noch einen Tisch, da hier das Konzept keine Reservierungen hieß. Spar-Rips, Toma einen Vegi-Burger.
Tomas Handy habe ich noch einmal ordentlich mit dem Fön eingeheizt und jetzt ist es in der Rehabilitation in einer Reistüte, die wir extra dafür im Supermarkt gekauft hatten (wasserentziehend).

25. Wandertag Bovec- Dreznica
Es ging bummelig los, Frühstück 8 Uhr, aber sehr toll und auch wunderschön angerichtet. Das verzögerte den Abmarsch natürlich noch einmal, da Toma es genoss.
Als erstes ging es zum Bäcker, Proviant einkaufen, anschließend fragten wir in der Touristeninformation nach, ob und wie der Weg begehbar wäre. Wir erhielten einen guten Ratschlag, oberhalb auf der Straße zu gehen. Der Weg begann oberhalb der Kirche, die wir uns von innen anschauten und dann dem Rat folgend auf der Straße fast bis zum Virje Wasserfall zu wandern. Wir hatten schon vor einer Woche eine Mail von unserem Touroperator erhalten, dass ein Sturm die 25. Etappe an einigen Stellen unbegehbar gemacht hat. Oberhalb des Virje Wasserfalls angekommen, stand da ein Schild: „Wasserfall 5 Minuten“. Also den Weg hinuntergehen und anschauen. Schon nach 3 Minuten wurde mir bewusst, wieviel Höhenmeter man in 5 Minuten absteigen kann. Von einiger Entfernung sah man ein Bächlein im Wald plätschern und ich wollte schon zurückgehen, die Kraft sparen und keine Enttäuschung erleiden, was den Wasserfall betraf. Nach 5 Minuten standen wir vor ihm und er war nicht schlecht, aber ein wenig wenig Wasser, zwei Bilder und alles wieder bergauf.
Der weitere Weg war recht beschwerlich, viele Steine, die sehr glatt waren vom Regen in der Nacht, ebenso die rutschigen Wurzeln und alles gut geschmiert mit lehmigen Untergrund. Höllische Vorsicht war geboten. Wir sehnten uns schon ein wenig zurück zur Straße, schöner glatter Asphalt!
Als wir die Straße überquerten und in das Ufergebiet der Soča eintauchen wollten, stießen wir auf viele umgestürzte Bäume, die aber schon behelfsmäßig weggeräumt waren. Der Sturm hatte hier auf einer größeren Fläche die Bäume wie Streichhölzer umgeknickt. Die umgefallenen Bäume verströmten einen ganz spezifischen Duft. Er erinnerte mich an die Saunabesen, die in russischen Saunas zum Schlagen auf den Rücken beim Aufguss verwendet werden.
Nach erneutem Wechsel auf die andere Straßenseite standen wir dann nach 100 Metern Waldweg vor einem Dickicht querliegender Tannen. Kein Weiterkommen. Zurück zur Straße und die Blockade umgehen. Als wir die dann folgende Brücke überquerten, konnten wir den Boka-Wasserfall oben von den Felsen stürzen sehen. Beeindruckend. Am anderen Ende der Brücke begann ein Wanderweg zum Fuße des Wasserfalls (der nicht im Tagesprogramm enthalten war). 15 Minuten Gehzeit wies ein Schild aus. Ich erinnerte mich an die 5 Minuten Gehzeit des Virje-Wasserfalls und wir entschieden unisono: „Nein, keine Experimente, wir haben noch nicht mal ein ¼ der Tagesstrecke zurückgelegt, weitergehen.“
So langsam zogen am Himmel Wolken auf. Laut App sollte es ja schon seit 8 Uhr regnen. Toma wollte vor dem Regen noch unbedingt essen, so taten wir auch am Ufer der Soča, die ihre smaragdgrüne Farbe gegen ein nichtssagendes Beige eingetauscht hatte und kein bisschen zum Baden einlud.
Wir liefen einen Fahrweg/Forstweg entlang in Richtung Dreznica, der wie umgegraben wirkte. Bagger hatten ihn aufgerissen und Leerrohre verlegt, aber keiner hatte ihn wieder eingeebnet. Einmal war auch der gesamte Weg von zwei Baggern versperrt. Es waren die Bagger, die den Weg aufrissen. Und etwa 50 Meter vor dem Bagger gab es keinen Weg mehr, nur einen etwa 1 Meter tiefen Graben, in dem Rohre lagen, links und rechts war Wald, eine Umgehung nicht möglich. Der Baggerfahrer deutete nach unten in den Graben. Wir fügten uns.
Das Laufen war auf der unebenen, mit Steinen übersäten Oberfläche beschwerlich. Kurz vor 14 Uhr tröpfelte es und wir zogen uns schnell um, da wir auch schon seit geraumer Zeit hinter uns das Grummeln des Donners hörten. Fertig für den Regen stapften wir los. Und das Wasser war nun nicht nur rechts von uns in der Soča, in den Pfützen vor uns auf dem Weg, sondern kam in Güssen von oben erbarmungslos herunter. Unterstellen lohnte sich nicht, da nach kurzer Zeit die Bäume durchweicht waren und es auch im Wald heftig regnete. Doch es regnete nicht nur, es gewitterte und Toma zählte immer die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Wenn wir eine freie Fläche zu queren hatten, war es schon angsterweckend, die Blitze am Himmel zu sehen. Der Donner wurde von den Berghängen zurückgeworfen und wir genossen Dolby Surround in maximaler Lautstärke. Der Regen bildete erst Pfützen, und da es bergab ging, entstanden dann kleine Rinnsale, die sich zu Bächen auf dem Weg vereinten, denen man ständig ausweichen musste. Der Weg war noch weit und das Gewitter dachte nicht an weiterziehen. Der Abstand Blitz Donner betrug so um die 7 Sekunden, mal mehr, mal weniger. Wenn weniger dann Donner lauter, nichts für schwache Nerven. Auch der Regen hörte nicht auf und drang überall ein, wo er einen Weg finden konnte. Der Rucksack-Cover lief unter dem Rucksack voll mit Wasser, wo der Cover, ja den Sack nachbildend, seinen tiefsten Punkt hatte und das Wasser, trotz Löchlein im Cover sich staute. Dadurch wurde der Rucksack nass und der war auch nicht wasserdicht. Er hatte ja einen Cover. Fehlkonstruktion. Ein Gutes hatte der Regen, es kühlte ganz ordentlich ab und der letzte Aufstieg, war zwar anstrengend, wärmte auch ein wenig die nassen Sachen (also die produzierte Körperwärme), aber an Schwitzen war nicht zu denken.
Im ersten Dorf, das wir nach 1,5 Stunden Wandern im Regen erreichten, stellten wir uns kurz unter, stöpselten das Battery-Pack an Tomas Handy, damit Komoot weiter den Weg vorsagte und weiter ging es. Stehenbleiben bedeutet kalt werden. Jetzt ging es auf einer Asphaltstraße bis zum Ziel, manchmal über freie Felder und ab und zu schlug doch noch ein Blitz ein; es blieb unheimlich. Als wir um eine der letzten Kurven kamen, entfuhr mir ein Oooh. Vor uns auf dem Hügel, die Asphaltstraße lief genau darauf zu, die Kirche von Dreznica. Wenn sie unter normalen Umständen schon beeindruckend wirkt, so verstärkten die Wetterbedingungen die Wirkung noch um ein Vielfaches. Am fernen Himmel dunkle, tiefblau / schwarze Wolken, die die Berge oberhalb der Kirche nicht verdeckten, und vor diesen Wolken zog eine große weiße Nebelwand, den Hintergrund für die Kirche bildend, bergaufwärts und löste sich langsam auf.
Der Regen hatte gerade, gerade aufgehört und obwohl wir beide völlig nass waren, holte ich die Kamera heraus und fing diesen großartigen Anblick ein.
Die Unterkunft – Klassik – war bescheiden, aber es war ein Dach über dem Kopf, wo wir alle unsere Sachen trocknen, die wir anhatten waschen und aufhängen, konnten. Alle Bügle waren belegt mit Sachen zum Trocknen.
Im Dorf gab es nur ein Restaurant und dort nur ein Menü. (An die Vegetarier war gedacht.)

26. Wandertag Dzernica - Tolmin
7 Uhr Frühstück, die Voraussetzung für einen rechtzeitigen Start war gegeben und wurde von uns auch genutzt. (Hier ist zu bemerken, dass wir heute am Ende der Etappe Sabrina aus Deutschland mit Hündin Emma getroffen haben, die ihre Etappen gewöhnlich 4 Uhr morgens beginnt – mit einer Stirnlampe ausgerüstet!)
Toma wollte eigentlich heute mit dem Bus fahren, was ich gerade noch abwenden konnte und als Wehrkraftzersetzung verurteilte. Als wir uns jedoch 50 Meter von der Haltestelle entfernt hatten, ergriff sie die Initiative und gab Vollgas. Die Etappe begann mit einem Anstieg von 650 Höhenmetern zur italienischen Kapelle, bei wolkenlosem Himmel auf gut begehbaren Waldrandwegen, die aber nur ganz selten einen Blick ins Tal gestatteten. Bevor wir in den Wald eintauchten, schauten wir aber noch einmal zurück und machten von dem Tal und dessen absoluten Highlight der Kirche in Dreznica ein schönes Bild. Toma rannte geradezu den Berg hoch, um nicht in den Regen zu kommen? Um ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen? … Obwohl es am Morgen noch recht frisch war, im Schatten des Waldes sowieso, schwitze ich ganz schön.
Kurz vor der Kapelle, nach fast zwei Stunden Bergaufrun, machten wir dann doch eine kurze Trinkpause. Toma hatte das Kirchlein schon nach 1 ¼ Stunde erwartet. Da scheint etwas mit den Zeit und Entfernungsangaben nicht zu stimmen. Wir sind laut Komoot mit über 6 km/h Stunde im Durchschnitt gelaufen (was mir möglicherweise ein wenig zu hoch gegriffen erscheint, aber die App zeigte es so, waren 2 Stunden gelaufen und hatten laut BUCH und ebenso Komoot nur 5,5 km zurückgelegt. Das passte alles nicht zusammen. Aber das war ja nicht ganz neu, und ich entschied mich mit meiner Uhr die Entfernung bis zum Tagesziel jetzt gegenzuchecken. Bis zum Ziel verblieben laut Komoot 17 km laut Buch 15,7 km und, um das Ergebnis vorwegzunehmen, laut meiner Uhr (die beim Laufen eher weniger als mehr zurückgelegte Kilometer anzeigt), liefen wir 20 km. Das zeigen auch Kommentare im Internet.
Das interessiert den Leser zwar weniger, aber für uns war das schon manchmal anstrengend noch 15-20 % mehr geben, besonders bei längeren Etappen.
Von der Kirche hatte man dann auch einen schönen Blick in das Tal zurück. Nach der Kirche noch wenige Meter nach oben und wir hatten den höchsten Punkt der heutigen Tour erreicht. Toma lief zügig weiter, der Regen würde nicht warten. Beim Öffnen eines Weidetores quetsche ich mir meine kleinen Finger und habe nun ein blaues Nagelbett. Fast 1200 Meter waren im Abstieg zu gehen und wir kamen gut voran. 12 Uhr dann Mittagessen, wohl eher Trinken auf der Kuhinja-Alm. Ich nahm eine Flasche Cockta, die Entdeckung im Slowenienurlaub – eine süße Limonade aus Kräutern, mit Zucker oder zuckerfrei. Besser als Almdudler allemal. Von der Kuhinja Alm ging es entlang der Straße bergab, durch ein schönes Bergdorf und dann wieder hinein in den Wald, von dessen Hängen viel Bäche strömten, die schön anzusehen waren, die es aber auch zu überqueren galt. Hier begann es wieder, Bäume lagen quer auf dem Weg und zwangen uns zu Umwegen und Klettereien. Die Sturmschäden waren nur notdürftig behoben wurden, sodass man irgendwie an den Hindernissen auf dem Weg vorbeikam. Das Umgehen kostete Kraft und Zeit.
Der Weg war über lange Strecken sehr anstrengend, steinig, rutschig, uneben, die besten Voraussetzungen hinzufallen.
Als wir uns der Soča näherten zählten wir schon die verbliebenen Höhenmeter, denn die Füße und Knie taten weh. Toma ging tapfer, sogar ohne Kniebandagen. Aber die umgefallenen Bäume hörten nicht auf Tomas Flehen und positionierten sich immer wieder quer zum Pfad. Die letzten 3-4 Kilometer ging es dann entlang der Soča ebenerdig und fast sturmschädenfrei. Doch noch kurz vor dem Ziel begann es zu regnen (die Zeit war ja auch reif). Wir zogen uns um, doch Zeus überlegte es sich noch einmal anders und hielt mit dem Wasserlassen inne. So kamen wir trocken in Tomlin an, stürmten den ersten Mercador und schleppten die schweren Sachen noch quer durch die Stadt. Von dem Touroperator erhielten wir noch einen Update, sodass wir im Hotel Dvorec (also in einem Palast) übernachteten. Als wir zum Abendessen gingen und aus der Tür heraustraten, genau in diesem Moment, blitzte es. Der Donner folgte in 10 Sekunden, wir schafften es über den Platz ins Restaurant zum Dinner und schon ging ein gewaltiger Regenguss nieder. Nach einer halben Stunde war alles vorbei. Das Essen war gut. Gute Nacht

27. Wandertag Tolmin – Tribil de Sopra
Wir wussten, es würde ein schwerer Tag werden, allein die Zahlen sprachen dafür. 1524 Meter bergauf, 1093 bergab. Etwa 22 km, es waren bestimmt mehr.
Nach dem Frühstück schauten wir beim Bäcker vorbei, da die Schlange aber zu lang war, gingen wir weiter, weiter in Richtung Soča und verließen Tolmin. Der Weg entlang der Soča war verbarrikadiert, zum Glück gleich am Anfang, sodass wir uns gar nicht erst die Mühe machten ihn zu gehen, sondern sofort umkehrten und die Umgehung auf der Hauptstraße nahmen (Die Info hatte uns gestern gesagt, dass alles begehbar ist.)
Auf dem Asphalt kamen wir zügig voran, bis ins nächste Dorf und dann auch noch mehr als 100 Höhenmeter auf der Straße zum Kolovat. In einer Kehre bog dann der Weg in den Wald ab. Ab hier begann der Weg noch steiler zu werden, als er auf der Straße schon war. Meist ging er ohne Serpentinen geradeaus nach oben. Es fiel uns heute beiden schwer. Da die Etappe ja schon vom Papier her schwer war, und wir nun merkten, wie schwer die fast 700 Höhenmeter am Stück hochzugehen waren, bedurfte es schon einer mentalen Stärke nicht hinzuschmeißen. Außerdem hatte der Weg auf dem Asphalt unter knallender Sonne einige Kraft gekostet. Auf die 700 Meter nach oben gab es nur ganz wenige Abschnitte, die mal etwas waagerecht oder nicht so steil verliefen. Wir schwitzen mächtig, Tomas Puls erreichte 190 Schläge pro Minute (Das Übel eine Uhr am Arm zu haben, die alles aufzeichnet). Und der Weg verlief fast ausschließlich im Wald, was eine gewisse Frische garantierte, aber keine Aussicht ins Tal und irgendeine Abwechslung bot. Nach fast 4 Stunden erreichten wir den Gipfel oder besser die Stelle weit oben, wo wir eine fantastische Sicht hinunter ins Tal auf einer Bank sitzend genossen. Ess- und Trinkpause. Hier oben befanden sich auch die Stellungen aus dem 1. Weltkrieg zwischen Österreich und Italien. Nur wenige Meter oberhalb unseres Pausenplatzes war dann der Gipfel, der dann eine komplette atemberaubende 360 Grad Sicht bot und zugleich die Grenze zwischen Slowenien und Italien markierte.
Wir verabschiedeten uns von Slowenien und freuten uns auf Italien. Gutes Essen, freundliche, laute Menschen, ein relaxter Lebensstil. Und es ging fast nur noch bergab. Nach einer knappen Stunde gelangten wir in das kleine, schöne Bergdorf Clabuzzare. An dem Restaurant konnten wir einfach nicht vorbeigehen. Wir bekamen nach einer genauen Musterung und der Abwägung, ob man uns mit unseren riechenden Sachen Einlass gewähren sollte, einen kleinen Tisch mit Aussicht und die Bedienung deckte ein für Mittagessen. (Uns wurde schon ein wenig Angst.) Wir bestellten nur eine Lasagne und ein Stück Kuchen, genossen aber die italienische Küche und die erfreuten uns an der Lebensart der anderen Gäste, die das Leben zelebrierten.
Als wir auf dem Weiterweg auf ein Hindernis stießen - vom letzten Sturm, entschieden wir uns die Straße zu laufen. Nach weiteren 200 Metern war dann auch die Straße gesperrt, aber nur für Autos (richtig gesperrt mit Zäunen). Wir liefen also ganz entspannt Straße, bis uns doch Autos und Motorräder entgegenkamen, obwohl 2 km weiter auch eine solche Sperre mit Zäunen war. Man nimmt es also alles nicht so ernst in Italien.
Die Orte hier oben wirken wie ausgestorben. Wahrscheinlich gibt es deswegen auch CCTV -Kameras, die die Siedlungen überwachen, damit niemand marodiert.
In Zavart tauchten wir noch einmal in den Wald ein, eine gute Stunde, vielleicht auch ein wenig mehr, ohne jedoch auf weitere Sturm-Hindernisse zu stoßen. So ging es dann entspannt bis zum Ziel, ohne große Steigungen, ohne Hitze, unbesorgt, da das Wetter keine Anzeichen von Gewitter zeigte.
Vortrag: (Habe ich als erstes geschrieben und an die Agentur geschickt.)
Um es völlig authentisch niederzuschreiben, beginne ich heute den Tagesbericht nicht mit dem Aufstehen, sondern (nein nicht mit dem Zubettgehen) sondern mit der Ankunft in der Herberge Ostello la Finestra in Tribil de Sopra.
Wir erreichten unser Etappenziel gegen 17 Uhr und fanden ein großes Haus offen vor. Keine Menschenseele war zu sehen, zu hören, keine Rezeption und nach einer Orientierungsphase dachten wir, dass wir wohl die Telefonnummer, die in der Nähe des Eingangs notiert war, vielleicht mal anrufen. Das Haus ist eine Art Jugendherberge, ohne Jugend, eben nur eine Herberge. In unseren Unterlagen ist die Unterkunft als KLASSIK Kategorie ausgewiesen, und wenn wir ein wenig sehnsüchtig an Österreich zurückdenken, dann waren dies immer sehr respektable Unterkünfte. Da wir aber in Slowenien schon dreimal herb enttäuscht wurden von der Kategorie Klassik, die definitiv „below basic“ waren, ahnten wir schon „Schreckliches“.
An der anderen Seite der Strippe bei der gewählten Rufnummer meldete sich eine freundliche italienische Stimme, die uns erklärte, wo in dem großen Haus unser Zimmer ist. Auf meine Nachfrage nach der Halbpension, sagte die Frau am Telefon, dass sie so gegen 18.30 Uhr kommt, und uns Abendbrot zubereiten wird.
Das Zimmer oder besser die drei Zimmer, die sich hinter dem Zettel an der Tür verbargen, waren große Zimmer mit vielen Betten. Wir wählten das mit 4 Betten, zwei einfachen Betten und einem Doppelstockbett. Die Toilette und die Duschen befanden sich auf der Etage. Für mich kein Zimmer einer Kategorie Klassik. Ich rief die Hotline, um nachzufragen, was man da machen kann (zumal es nun schon eine Häufung von Abweichungen der gebuchten Kategorie von der vorgefundenen Kategorie gab). Die Hotline sagte, dass sie heute nichts mehr machen kann. Ich bat um einen Kontakt mit dem Supervisor, der aber schon nicht mehr verfügbar war und erst morgen angerufen werden kann. Die Frau am Apparat versprach mir aber, dass sie mir die Nummer des Supervisors per SMS schickt.
Nach einer gewissen Weile, so gegen 17.30 Uhr rief ich erneut an und keiner ging mehr ans Telefon der Hotline. Eine SMS habe ich auch nicht erhalten. Die SMS kam dann 18 Uhr: Inhalt: Es ist nicht erlaubt die Telefonnummer des Supervisors herauszugeben. Rufen Sie morgen an.
Ich schaute mir das Impressum meines Touroperators an und fand dort eine verantwortliche GmbH. Die GmbH befand sich in Österreich Obervellbach. Ich rief in Obervellbach an. Dort zeigte man volles Verständnis für meine Situation, konnte mir aber auch nicht helfen. Naja, wir sind nicht im Krieg und keiner stirbt, wenn mal etwas nicht klappt.
Also duschte ich mich und wartete auf das Abendbrot. Zwei der Gäste hatten sich das Dinner bereits selbst zubereitet, jeder Gast (oder jede Wandergruppe) hatte in einem großen Kühlschrank ein Fach, das das Essen enthielt. Das Essen war in Plastik-Einschweißverpackungen- von der Art, die ich seit 40 Jahren nicht mehr gesehen hatte und ausschauten, als hätte das Essen schon jemand einmal gegessen. In der Zwischenzeit waren andere Gäste eingetroffen, die auch Essen wollten. Auch ein netter Italiener, der wirklich ständig lachte, genau wie die eingetroffenen Frauen und uns erklärte, wie wir das Essen zuzubereiten hätten. Leider gab es nur eine Mikrowelle. Die Situation war grotesk. Alle wussten, dass das, was hier ablief, nicht den Mindeststandard einer Essenszubereitung, geschweige denn irgendeines Services einer gebuchten Halbpension entspricht. Das Lachen konnten wir also nur als Verhöhnung der Gäste auslegen. (Ich reiche gern Bilder vom Aussehen des Essens nach) Die schwarzen Plasitikverpackungen (der Größe etwa 20 mal 5 mal 2 cm) wurde aufgeschnitten auf einen Teller gepackt und in der Mikrowelle direkt neben unseren Tisch erwärmt. Wir machten dies selbst. Dann war das Essen fertig. Ein Stück Fleisch und zwei explodierte Kartoffeln, noch in der Schale lagen auf meinem Teller. Eine Suppe oder eine alternative Vorspeise gab es nicht. Ich stoße jetzt eine Stunde nach dem Essen immer noch auf. Die zwei Frauen und der Mann waren die ganze Zeit, während wir unser Essen zubereiten, anwesend und handelten mit den anderen Gästen den Preis für das Essen aus. Sie wollten 10 Euro für eine Packung Lasagne, die volle Dröhnung, also unser Dreigängemenü kostete 25 Euro. Bei uns fehlte ja die Suppe, aber einen Nachtisch gab es, wieder in einer appetitlichen diesmal weißen Plastikverpackung, eingeschweißter Kuchen. Wahrscheinlich wirken die Corona-Vorschriften noch nach? Vielleicht hätten die drei Italiener auch Masken tragen sollen, damit diese Fröhlichkeit uns nicht so unerträglich geworden wäre. Aber auch wir (alle im Essensraum) lachten mit der Zeit nur noch und nahmen es so, als würde man hier eine Aufzeichnung der Sendung: Versteckte Kamera filmen.
Wein gab es inklusive, da wir aber keinen Alkohol trinken, haben wir für das nichtalkoholische Getränk auch noch bezahlt. Strafe muss sein. Das Frühstück stand auch schon bereit und wir konnten uns also getrost schlafen legen, mit dem Bewusstsein morgen gibt es auch etwas zu Essen.
Es ist ein wunderschöner warmer friedlicher Abend hier in den Bergen Italiens, vielleicht bellt mal ein Hund, die Schwalben fangen noch ihre letzten Insekten im Flug und ich blickte auf pittoreske alte Bauernhäuser.
Nachtrag
Da hätte ich doch fast ein Highlight des gestrigen Tages vergessen zu berichten. Toma wäre fast auf eine Kreuzotter getreten, eine große schwarze, wie wir sie auch auf dem karnischen Höhenweg gesehen haben. Ich sah nur noch wie sich eine weitere kleinere schwarze Kreuzotter im Gestrüpp am Wegrand verkroch. Ein Foto gelang leider nicht. Es ist schon gefährlich in den Bergen.

28. Wandertag Tribil de Sopra – Cividale
Am Morgen waren wir fast ganz alleine in der Jugendherberge. Die beiden Mitwanderinnen hatten gerade ihr Frühstück beendet und liefen los. Personal war nicht anwesend. Wir fütterten Emma, den Hund, mit Butter und Jogurt von unserer Frühstücksportion, was ihn sehr gut gefiel. 8.20 Uhr machten auch wir uns auf dem Weg. Wir gingen den Tag ganz entspannt an, denn Regen oder Gewitter waren nicht angesagt. Es war eine lange Etappe, fast 25 km und die wollten gelaufen sein. Ich zeichnete heute die Etappe mit meiner Wanderuhr auf und fand, dass bei Etappen, wo es keine off-Grid-Abschnitte gibt und Anstiege, die Serpentinen enthielten aber der Weg durchgezeichnet war, die Uhr sehr gut mit den Komoot-Angaben übereinstimmten. Zu bemerken ist, dass wir nicht allzu schnell vorankamen. Gleich zu Beginn kam uns Emma entgegen und rannte in Richtung Dorf zurück. Nach 5 Minuten hörten wir Sabrina nach Emma rufen, dann trafen wir sie und erfuhren, dass Emma versehentlich an den elektrischen Weidezaun gekommen war und voller Panik abgehauen war.


Ich schreibe den Bericht gerade in Cividale im Hotel.
Gerade bricht über die Stadt ein Gewitter herein, das Blitze im Sekundentakt vom Himmel schleudert. Der Donner kommt gar nicht so schnell nach, nur nach jedem 4. oder 5. Blitz dröhnt es durch die engen Gassen. Unvorstellbar. Ich habe schnell die Kamera geholt und gefilmt, es würde sonst eh niemand glauben, was gerade abgeht.


Sabrina fand Emma, ihren Hund, vor dem Hostel bellend wieder und so sahen wir die beiden noch einmal im Castle-Monte vereint wieder.
Wir liefen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 3 km/h. Viel schneller ging es auch kaum. Entweder waren die Wege nicht glatt und eben, sondern wie Waldwege weiter oben so sind, steinig, wurzelig und manchmal abschüssig, sodass man vorsichtig laufen musste. Das verlängerte natürlich die Tageslaufzeit und bei 25 km kamen wir so schon ohne Pausen auf fast 9 Stunden. Die haben wir heute auch gebraucht. Zum Glück waren am Ende der Strecke die Wege dann geradeaus und gut begehbar.
Die Tagesetappe verlief durch ein Gebiet, was in Deutschland von der Höhe her mit einem Mittelgebirge zu vergleichen wäre. Wir bewegten uns durch sanfte, bewaldete Hügel, hatten des öfters schöne Ausblicke von Bergkuppen in die Umgebung und auf die Bergdörfer, die irgendwo im Grün, weit entfernt, die Gleichmäßigkeit des Waldes durchbrachen und auf menschliches Dasein aufmerksam machten. Doch oft sind in den Dörfern nicht mehr viele Einwohner vorhanden. Es mangelt wahrscheinlich an Erwerbsmöglichkeiten.
Der Weg führte lange Strecken durch den Wald, ohne Sicht, kurze Abschnitte auf der Straße und die schönsten Strecken waren eigentlich die Almwiesen, die sich voller bunter Blumen, einem Gewimmel von Schmetterlingen, Grashüpfern , Bienen, Hummeln und auch selteneren Hirschkäfern präsentieren und auch noch freie Sicht in die Landschaft boten.
Irgendwann, schon am Nachmittag, begann es dann doch zu regnen. Wir zogen uns um und als wir fertig zum Weitergehen waren, hatte der Regen auch schon wieder aufgehört. Als es das zweite Mal regnete, gingen wir gerade im Wald und die Baumkronen hielten den Regen ganz gut ab.
• Etwas unerwartet standen wir dann plötzlich auf dem Parkplatz der Burg Castle-Monte. Eine prima in Schuss gehaltene Festungsanlage, mit großer Kirche und einer patenten Kneipe, wo wir unsere Mittagspause verbrachten. Ich aß wieder den leckeren Kuchen, Gubana.
Wie schon erwähnt, hier holten uns auch die 2,5 Wanderer (2 Frauen, ein Hund-Emma) ein und sie ließen hier die Etappe enden. Wir mussten noch viele Höhenmeter absteigen und 9 km gehen. Hier wäre die perfekte Unterkunft für die vergangene Nacht gewesen. Doch dann wäre die Etappe gestern ja endlos geworden.
Wir schauten uns die Kirche an und stiegen dann ab nach Cividale. Schöner Weg, sehr schnellen Schrittes erreichten wir ¼ 6 Cividale, und kurz vor dem Ziel begann es zum dritten Mal zu regnen. Wir schlichen uns gedrückt an die Häuserwände unter den Dächern durch die Gassen zu unserem Hotel. Übliche Prozeduren abarbeiten, dann Abendessen gehen mit vorgeschobenem Stadtrundgang. Der dauerte genau so lange, bis wir vor dem Traktier Longo Bardo standen. Der Hunger übernahm die Befehlsgewalt und wir kehrten ein. Ein üppiges Festmahl in einer gemütlichen Kneipe, mit netten Kellnern…. Das beste Essen bisher auf dem Weg, alles einfach perfecto. Tutto bene.

29. Wandertag Cividdale – Golo Brdo
Als wir aufwachten, krachte es draußen genauso wie am Abend zuvor. Gewitter und Starkregen. Die Fensterläden, die nicht richtig verankert waren, schlug es gegen die Häuserwände und sie verursachten neben dem Donner noch einmal Krach extra. Der Himmel war dunkel, obwohl es schon halb Acht war. Zum Aufstehen war die Motivation, wie bei einem Schwein zum Metzger zu gehen. Der Wandertag war im Buch als leicht ausgezeichnet. Die Gehzeit belief sich auf weniger als 4 Stunden, wir konnten gemütlich durch die Weinberge schlendern und wenn es sein musste, auch erst Mittag starten. Toma hatte die Skizze der Tagesetappe schon mit „Hurra“ allen am Vortag per WhatsApp verschickt und von einem Supertag gesprochen. Übermut tut selten gut. Die Hochstimmung von gestern wich schnell einer Ungewissheit und Ratlosigkeit, vielleicht sogar ein wenig Panik schwang mit. Frühstücken, Kräfte sammeln und die Wirtin nach dem Wetter fragen. Da ja alle Apps und Vorhersagen bisher nicht das gehalten hatten, was sie versprachen, war ich nicht wirklich überzeugt eine verbindliche Auskunft zu erhalten. Die Wirtin schaute auf ihre App und sagte für heute 11 Uhr ein weiteres Gewitter voraus. Aus dem Frühstücksraumfenster war aber schon kein Regen mehr zu sehen. Wenn wir halb Acht noch geneigt waren, heute mit dem Bus oder Taxi zu fahren, überwog jetzt es doch, es zu Fuß zu versuchen. Unterwegs gab es viele Dörfer oder Häuser, wo man sich zur Not unterstellen konnte. Der Weg aus Cividale hinaus, war derselbe, wie der gestern in die Stadt hinein. Weiter ging es durch Felder, durch das nächste Dorf, in dem wir zum ersten Mal unterwegs auf einen Mitwanderer stießen, der heute den Alpe-Adria – Trail begonnen hatte. Wir teilten das Leid des schlechten Wetters. Uwe, aus der Pfalz, hatte aber einen riesen Vorteil, er hatte eine Regenradar-App, die ihn genau sagte, wenn es regnete oder sogar gewitterte. Wir sahen ja auch wenn es regnet oder blitz, hörten die Donner, aber eben erst in echt, nicht schon vorher auf der App. Das gab einen völlig neuen Entscheidungsraum, den wir auch gleich erleben und nutzen konnten. Wir wussten also genau, wenn die Wolken am Horizont über uns sein würden und ihr Wasser auskippen und konnten uns so darauf einrichten. Den ersten Regen warteten wir in einer Einfahrt zu einem Bauernhof ab, den zweiten vor einem Bed & Breakfast unter einem Vordach auf einer Holzbank. Letzterer war verbunden mit einem heftigen Gewitter, das sich auch punktgenau, wie in der App vorhergesagt, über uns entlud. Wir hatten viel mit Uwe zu erzählen (der mein Jahrgang war) und so merkte man gar nicht, wie die Zeit verging. Es ging durch eine liebliche Landschaft, Weingüter, Obstgärten, aber auch Olivenhaine kommerziellen Aufmaßes.
Es wird hier ein ganz besonderer Wein angebaut, Schiopppenhauer, den es in der ganzen Welt nur hier gibt. Die Schilder am Wegrand zeigten, wir liefen auf einer Weinstraße. Die Weinstraße überquerte dann völlig unsichtbar die Grenze und wir waren wieder in Slowenien. Dann noch den Berg rauf und wir standen vor unserer Unterkunft, dachten wir. Der Regen war vorbei, am Horizont leuchtete ein blauer Himmel und die Wirtin kam wohl gerade vom Einkaufen und nahm uns in Empfang. Wir konnten wählen, erst Trinken oder erst in die Unterkunft gehen. Wir wollten trinken. Uwe wollte auch etwas essen. Wir bestellten eine Käseplatte. Die Wirtin servierte uns einen Korb mit leckeren Brot, einen Topf mit Honig und eine spezielle Käseplatte, bei der alle Käsesorten mit Lavendel zubereitet waren (alles natürlich selbst gemacht – wir waren auf einer Bio-Farm).
Die Wirtin sah aber nicht sehr glücklich aus, denn das Unwetter gestern hatte u.a. auch durch Hagel die Reben in Mitleidenschaft gezogen. Zitronengroße Hagelkörner wären niedergegangen. Wie am Anfang unserer Reise in Mallwitz.
Uwe genoss seinen Super-Speziellen Wein und alle den fantastisch schmeckenden Käse mit Honig.
Noch während des Essens verzogen sich die Wolken und die Sonne lugte vom Himmel herab, als wäre gar nicht passiert.
Die eigentliche Unterkunft war 400 Meter entfernt in einem separaten Haus, obere Etage – Zweimannzimmer unten, Single.
Es war erst 14.30 Uhr, wir waren bereits am Ziel, nicht allzu verausgabt, die Grillen summten, ab und zu bellte ein Hund, wir genossen den Blick auf die Ebene unterhalb des Hauses mit ihren Obstplantagen und Olivenbäumen.
Wenn wir jetzt so trocken am Tisch in freier Natur sitzen, ist das Unwetter schon gar nicht mehr so präsent. Ich hatte unsere Wirtin heute früh gefragt, ob solche Gewitter hier normal wären. Antwort: So etwas hätte sie noch nie erlebt (und die Stadt Cividale ist 2000 Jahre alt). Zu Cividale muss ich noch ein Wort verlieren. Diese nach ihrem Aussehen mittelalterliche Stadt ist ein kleines Schmuckstück. Viele alte ehrwürdige Kirchen, ein Kloster mit einem Unesco Kulturerbe – dem Langobardentempel, märchenhafte Anblicke der Stadt vom anderen Ufer des Flusses Torrenta Lesa und einem geheimnisvollen, unterirdischen Höhlensystem, dessen Funktion bis heute noch nicht geklärt ist. Leider hatten wir keine Zeit uns dies alles anzuschauen, aber vielleicht ein Grund, noch einmal zurückzukommen.

30. Wandertag Golo Brdo – Kozana
Gestern Abend saßen wir gemütlich beim Abendessen und genossen die Stille der Natur, nur ein paar Mücken schwirrten herum und die Grillen zirpten. Leider wurde die Idylle durch einen Rasenmäher (Mensch mit professionellem Gerät) gestört. Toma bat ihn höflich, vielleicht die Arbeiten zu verschieben. Er verschob sie auf heute Morgen 6.30 Uhr, sodass wir sogar früher als der Wecker es vermochte, senkrecht im Bett standen.
Heute packen und alles zum Frühstück mitnehmen, denn danach ging es gleich auf die Piste, gemeinsam mit Uwe Zaiser, Startrompeter im Radioorchester und in der Pfalz gut bekannt als Trompeter im Rennquintett.
Sonnenschein, keine zu schwere Etappe, nur Kilometer mussten gemacht werden, ein wenig bergauf zu Beginn, aber vom Berg gleich eine bombastische Sicht auf eine wunderliebliche Landschaft, die, wie Uwe sagte, der Toskana ähnelte. Sanfte Hügel, Weinberge, Olivenplantagen, bewaldete Flächen und in die Landschaft hineingemalt in Gruppen angeordnete Häuser und auf jedem Hügel und jeder Erhebung thronte eine Kirche. Die Landschaft wirkt so harmonisch, so beruhigend auf mich, ein wahres Wohlgefühl füllte den ganzen Körper. Und wenn es auch mit Anstrengungen verbunden war, immer wieder aus den Tälern und Senken sich auf die Hügel zu schwingen, so war doch die Belohnung reichlich gegeben. Schöne weiße bauchige Fotografierwolken auf blauem Grund rundeten die Landschaftsidylle perfekt ab. Heute machte ich eine Rekordzahl von Bildern. Mein Durchschnitt ist bisher aber recht bescheiden, denn nach 30 Tagen ist der statistische Mittelwert am Tag 100 Bilder, einschließlich der Erläuterungstafeln und der Einzelbilder von Panaromen, die später noch am Computer zusammengesetzt werden. Obwohl der Regenradar heute Morgen nichts an Gewitter oder Regen vorausgesagt hatte, sahen wir am frühen Nachmittag, dass sich die Wolken zusammenzogen und häuften und auch eine dunkelblaue Farbe annahmen. Das erhöhte natürlich noch einmal die Dramatik der Bilder, die Fotogenität der Landschaft.
Leider hatten alle Gaststätten unterwegs geschlossen, Wasser gab es aber zum Glück auf dem Friedhof. Die aufziehenden Wolken verdeckten immer wieder die Sonne, sodass es nicht zu heiß wurde. Normal sind 35 Grad im Schatten in dieser Jahreszeit.
Als wir Dobrovo näherten, näherten sich auch die dunklen Wolken. Wir kauften schnell etwas ein und als wir die Stadt verließen, begann es zu regnen. Das stimmte sogar prima mit dem Regenradar überein, der uns nun zwar nicht vorgewarnt hatte, aber der sehr genau anzeigte, wie lange das Gewitter und die Regenwolken über uns hängen würden.
Wir stellten uns erst an einem Haus unter, gingen dann aber weiter bis zu einem Häuschen einer Bushaltestelle. Toma setzte sich auf dem Boden und verputzte die gerade gekaufte Melone. Draußen gewitterte es und regnete heftig, noch 15 Minuten länger und das Wartehäuschen wäre auch mit Wasser vollgelaufen. Bäche flossen die Straße hinab. Als die Melone aufgegessen war, hellte es auch schon wieder auf und als die Regenradar-App anzeigte, dass der Regen vorbei ist, war er auch vorbei. Wir hatten noch 2,5 km zu gehen. Von Smartno ging es einen Feldweg hinab in eine Senke, in der wir einen Bach überqueren mussten, der aber so voll war, dass er sein Flussbett verlassen hatte. Ich holte mir nasse Füße beim passieren. Das Gewitter war genau vor uns, wir liefen ihm sozusagen hinterher. Der Himmel war also extrem fotogen, die Landschaft hatte sich noch nicht verändert und harmonierte hervorragend mit den spannenden Himmelsansichten.
Nach einer ¾ Stunde trafen wir im Hotel ein, erfuhren aber, dass es im Hotel und im Dorf kein geöffnetes Restaurant gab. Die Rezeption empfahl uns Smartno, nur wenige Kilometer entfernt und der eigentliche Endpunkt der heutigen Etappe. Warum die Agentur uns dort nicht eingebucht hat, bleibt ein Rätsel. Die Rezeption organisierte dann auch ein Taxi für uns und wir fuhren nach Smartno dinieren. Smartno ist ein wunderbares, hübsch herausgeputztes, völlig restauriertes mittelalterliches Dorf, wie eine Festung auf einem der vielen Hügel hoch oben auf die Ebene herabblickend und hatte sogar ein fabelhaftes kleines Restaurant, mit einer schlagfertigen Kellnerin. Als die Engländer am Nebentisch nach den Getränken etwas zu Essen bestellten, fragten sie nach, wie denn das Hähnchen serviert würde.
Die Kellnerin meinte: „Sie müssen damit rechnen, dass es schon tot ist.“
Nach dem Essen noch ein kleiner Rundgang durch das Örtchen, und da es ja oben lag, noch viele Fotos von der Umgebung, den schon wieder heraufziehenden Gewittern, die wirklich irre Himmel über die märchenhafte Landschaft malten.
Zurück ins Hotel mit demselben Taxi und den Sonnenuntergang ablichten, doch davor gab es noch einen doppelten Regenbogen über die gesamte Ebene, der so groß war, dass ihn mein 24 mm Objektiv nicht auf ein Bild bekam.
Ich bin noch ganz überwältigt von dem fotogenen Tag.

31. Wandertag Konzana – Cormons
Die kurzen, leichten Etappen verleiten zum Bummeln. Das Frühstück gibt es immer später, los geht es ebenso nicht mehr um 8 Uhr sondern es geht schon in Richtung 10 Uhr. Heute hatten wir eine nicht schwere Etappe und unser Hotel lag auch noch auf dem Weg, wir hatten also gestern vorgearbeitet, die besten Voraussetzungen die Anspannung zu verlieren. Sonnenschein, nicht zu warm, Regen war nicht angesagt, also bummelten wir 9.45 Uhr los. Durch unser Dorf, das aus wunderschön herausgeputzte Häusern oder vernachlässigten, nicht bewohnten Anwesen bestand, ging es wieder in die hügelige Landschaft, wie wir sie gestern schon durchwandern durften. Am Wegrand Orleander, Hibiskusbüsche, Palmen, Aloe-Pflanzen, Granatapfelbäumen und natürlich, so weit das Auge reichte, Weinreben, die die Landschaft prägten und die das Einkommen der Bewohner sicherten. Entlang des Weges befanden sich viele Weingüter, die auch kleine feine Boutique-Hotels betrieben. Der Alpe-Adria-Trial schlängelte sich durch die Landschaft und er nahm so ziemlich jeden Hügel mit, sodass wir auch einige Höhenmeter machten. Oben stand dann eine Kirche bereit oder eine Gaststätte je nach Gusto, aber für alle gab es herrliche Ausblicke in die Weingüter, und in der Ferne über den Hügeln am Horizont waren immer noch die großen Berge der Alpen zu sehen. Ein Abschnitt durch den Wald mit umgestürzten Bäumen, holprigen Anstiegen und matschigen Waldwegen war auch dabei. Zum Abschluss der Etappe ging es durch Cormons, an dessen Ende ein schönes Hotel mit Pool auf uns wartete. Das ist nun ja fast ein Halbtagesbericht, denn es ist erst 16 Uhr und wir sind schon fertig, Toma hat sogar schon ein Bad im Pool genommen, an dessen Rand wir einen Cappuccino trinken und es uns gut gehen lassen.
Na, vielleicht passiert noch etwas. Wer weiß?
Auf alle Fälle ist nun ein ganzer Monat vorbei und bis zum Ende verbleiben zwei Tage, wir blicken optimistisch in die Zukunft.

32. Wandertag Cormons – Gradisca
Cormons verlassen wir wie gewohnt, ausgeschlafen, gut gefrühstückt und ohne mein graues Wandershirt, was mir seit 2017 beste Dienste geleistet hat (gekauft auf dem GR20). Jetzt hat es ausgedient. 
Bis zur Hälfte der Strecke führte der Weg wie gestern durch Weinberge und kleine Siedlungen, die Steigungen meist durch schattigen Wald und auf den Hügeln hatte man dann schöne Aussichten. In San Lorenzo Isontino so gegen Mittag kamen wir an einer wunderschönen, stylischen Kneipe vorbei und gönnten uns eine bewirtete Pause.
Danach verlief der Weg über Asphalt durch große Weinplantagen, wir querten die Autobahn und liefen entlang eines Kanals / Sees / Fluss und kämpften uns dann bei 29 Grad Celsius hinein ins Etappenziel Gradisca.
Im Hotel Franz empfing uns eine gut deutschsprechende Rezeptionistin und wies uns schon sehr aufmerksam daraufhin, dass wir viel Wasser mit auf die morgige Etappe nehmen sollen. Toma fragte, ob es Möglichkeiten gab, die Etappe mit dem Bus zu beenden. Und Schwupps hatten wir von allen Orten einen Busfahrplan bis nach Monfalcone.
Ausgeruht gingen wir dann zur besten Eisdiele der Region, die uns natürlich auch die nette Frau an der Rezeption empfohlen hatte. Danach Stadtrundgang und bevor wir dinieren schnell noch Bericht schreiben.
Gradisca hat einen schönen mittelalterlichen – historischen Stadtkern, hervorragend renoviert, doch bei 29 Grad haben wir immer die Schattenseite der Straße gesucht und uns in den Kirchen abgekühlt, damit der Stadtrundgang erträglich blieb.

33. – Letzter Wandertag Gradisca – Duino
In der Nacht entlud sich wieder ein Gewitter, doch wir begannen unsere Tour bei herrlichem Sonnenschein. Die Sonne verdampfte den Regen und wir liefen wie unter tropischen Bedingungen. Am Stadtausgang überquerten wir die Soča, die in Italien Isonzo heißt, zum letzten Mal. Immer wieder schön dieses smaragdgrüne Wasser. Hinter der Stadt begann der Aufstieg, vielleicht 150-200 Höhenmeter, im schattigen Wald, auf gutem Weg aber in sehr schwüler Luft. Heute sahen wir so gut wie gar nichts. Wir liefen fast ausschließlich im Wald, der aus niedrigen Bäumen und Büschen bestand, aber keine Sicht auf die weitere Umgebung zuließ. Auch als wir auf den Höhen / Hügeln waren, bot sich keine Möglichkeit irgendetwas zu sehen. Mit fortlaufender Zeit brannte die Sonne immer unbarmherziger auf uns herab. Toma wollte heute nicht bis zu Ende gehen, also konnten wir direkt bis Doberdo laufen oder erst noch den See anschauen. Ich entschied, dass wir, es verblieb viel Zeit bis zum Bus, noch den See anschauen. Als wir dann das erste Mal eine schöne freie Sicht hatten, wir befanden uns in Stellungen aus dem 1. Weltkrieg, lag vor uns der See. Als See war er jedoch nicht zu erkennen. Nur ein schmales blaues Band zog sich im Tal durch die Landschaft. Der See war fast komplett verlandet, die Wasserfläche war mit Grünpflanzen zugewachsen.
Von den Stellungen, die sogar in den Felsen hineingehauen waren, begann dann ein etwas abenteuerlicher Abstieg hinunter zum See und von hier der Aufstieg ins Dorf Doberdo, von dem der Bus nach Monfalcone abfuhr. In der Nähe des Sees verliefen wir uns noch einmal, nahmen dann aber den Weg der sichtbar zum Dorf führte, und der uns die letzten 100 Höhenmeter abverlangte. Das Dorf war schön geschmückt und feierte etwas, was ich aber selbst nach Recherche im Netz nicht herausfinden konnte. Wir fragten, ob es ein Restaurant im Dorf gab und die Antwort war, leider hat keines der Restaurants auf. Zum Glück hatte der Konsum auf, und wir kauften Obst, Getränke und ein Eis. Auch im Konsum wusste keiner von einem offenen Restaurant. Die Bus-Haltestelle befand sich nur wenige Meter vom Konsum entfernt, hatte ein Wartehäuschen mit Bank, wo wir die folgende Stunde zubrachten. Bis zur Abfahrt des Busses waren es dann immer noch 40 Minuten, also Zeit die letzte Kirche auf dem Weg zu fotografieren. Die Kirche war keine 100 Meter entfernt und nach 40 Metern schaute ich in eine offene Kneipe. Wir hatten also 40 Meter entfernt von dem Restaurant (was es für die Italiener wohl nicht war) in einem Wartehäuschen gesessen, anstatt bequem an einem Tisch. Ich machte noch ein paar Bilder von dem Ort und der Kirche, als plötzlich Uwe sehr durstig vor mir stand.
Uwe war natürlich glücklich, seine restliche Strecke nach Monfalcone auch mit dem Bus zurücklegen zu können. Der Bus fuhr pünktlich, aber beinahe ohne uns, denn wir hatten keine Tickets. In Italien muss man das Ticket schon vor Fahrtantritt kaufen, und als wir dem Fahrer kein Ticket vorweisen konnten, verwies er uns des Busses und schickte uns ins Café, ein Ticket kaufen. Mit gutzureden und 10 Euro erkauften wir uns die Erlaubnis (die Gnade) im Bus mitzufahren. In Monfalcone, einer größeren Hafenstadt, verabschiedeten wir uns von Uwe und liefen zum Bahnhof unser Bilets für die Heimfahrt zu kaufen. Am Schalter saß ein ergrauter Mann, top gekleidet, der die besten Zeiten der Eisenbahn bestimmt noch erlebt hatte und sagte, dass wir keine Tickets nach Deutschland bei ihm kaufen können. Wir sollten es morgen im Zug machen. Ein Weg umsonst. Von Monfalcone nach Duino waren es 10 km, die wir eigentlich mit dem Zug zurücklegen wollten. Ein Zug fuhr aber nicht mehr und der Mann am Schalter schickte uns zum Bus 51. Die Beschreibung war wage. Außerdem mussten wir ja noch Busfahrscheine kaufen. Im nahegelegenen Café konnten wir keine Fahrscheine kaufen. Also anderes Café suchen. Nach 10 Minuten hatten wir dann unsere Fahrscheine und eine grobe Vorstellung, wo die Haltestelle des Busses 51 sein könnte. Wir fanden sie, lasen den Fahrplan und siehe da, am Samstag fuhr gar kein Bus nach Duino. An der Haltestelle stehend, sprachen wir eine Frau an und die gab uns eine Nummer eines Taxiunternehmens, rief auch gleich und nach 15 Minuten erschien das Taxi, das uns nach Santiferro?, dem Ort direkt nach Duino, brachte. Der Fahrer schimpfte wie ein Rohrspatz, dass er 5 Minuten (wenn überhaupt) weiter fahren musste. Gegen 17 Uhr endete also unsere Alpe-Adria-Trail-Reise im Hotel Eden. Der perfekte Abschluss war natürlich das Bad in der Adria. 130 Höhenmeter (65 runter, 65 hoch) waren zu überwinden, um abschließend ein Bad in dem warmen, jedoch erfrischenden, sauberen Wasser der Adria zu nehmen. Das Abendbrot im Restaurant Fishhouse war der perfekte und würdige Abschluss des 33-tägigen Unternehmens.

30.072023 Rückfahrt:
Wir hatten für 5.30 Uhr ein Taxi bestellt, die Rucksäcke fertig gepackt und waren am Abend vorher schon abreisebereit. Doch als wir aufweckten, der Wecker hatte noch nicht geklingelt, es ¼ vor Fünf, tobte draußen wieder ein Gewitter. Also Rucksäcke noch einmal aufmachen, Regenkleidung rausholen, Rucksack -Cover….
Jetzt sitzen wir im Zug nach Dortmund. Er ist voll, bis auf den letzten Sitzplatz voll. Wir haben ihn gerade so erreicht, da unser Zug aus Italien Verspätung hatte. Aber wir sind schon glücklich, überhaupt in diesem Zug zu sitzen, denn sonst wären wir vielleicht erst morgen in Marl angekommen.
Schön ist, dass wir an den Orten unserer Wanderung, zum Beispiel im Mühltal oder am Millstätter See vorbeifuhren. Auch dem Jägerhof, unserer erste Unterkunft, haben wir noch einmal aus dem Zug zugewunken.